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Raf Rundell – Stop Lying

Mit bescheuertem Titel und geschmacklosem Coverartwork fing es 2017 an. Raf Rundell hat dazugelernt und lässt auf seine Debüt EP „The Adventures Of A Selfie Boy Pt. 1“ nicht etwa einen zweiten Teil folgen, er klopft vielmehr mit seinem ersten ernstzunehmenden Longplayer an den smoothen Electro an.

Wo die EP noch einen ambitionierten Künstler ohne wirkliches Ziel zeigt, der deshalb alles zulässt, auch die Narretei, hört man auf „Stop Lying“ einen adulten Musiker, der auf Kosten von allzu verwegenen Albernheiten um mehr Konsistenz bemüht ist. Steht ihm erstmal gut.

Gerade die erste Hälfte der Platte ist relaxt-poppiger Elektro-Lounge – in „Every Morning“ sogar mit fluffigem Pfeifkonzert. Vieles klingt nach Gorillaz ohne Hip-Hop, also nach The Good The Bad And The Queen, also nach Damon Albarn. Die abgeklärte britische Coolness von Albarn, der auch bei Temperaturen leicht unter Null den Frühling kommen hört, hat Raf Rundell gekonnt übernommen.

In der zweiten Hälfte geht sie ihm allerdings ein bisschen verloren, weil er in letzter Konsequenz doch nicht willens ist, sein Soundkonzept durchzuziehen, ohne es hier und da auszubeinen. So kommt mit „Sweet Cheeks“ erst die retrospektivische Pop-Disco, und dann folgt mit „Ric Flair“ unverhofft Trip-Hop für den Dancefloor.

Das ist zwar nicht zwangsläufig verkehrt, aber eben auch nicht kompatibel mit der ersten Hälfte. Und was Rundell anschließend mit „Accept & Proceed“ beabsichtigt, bleibt völlig rätselhaft. Ein Song, der klingt, als wären Belle And Sebastian von Versicherungsberatern indoktriniert. Einer, der dann doch wieder von der Sorte “Nicht ganz ernst gemeint” ist, die auf der EP die Oberhand hatte.

„Stop Lying“ ist konsistenter, scheitert insgesamt aber noch immer an der Vielzahl von Raf Rundells Möglichkeiten. Etwas weniger wäre hier mehr.

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