„Caught in the rain sometimes“, singt Nathan Nicholson in „Rain“ auf dem neuen Boxer Rebellion Album mantraartig und wird dabei von unaufdringlichen Bläsern begleitet, die so auch auf einer The National-Platte klingen könnten.

„Ghost Alive“ ist genau so; ein bisschen wie im konstant im Regen stehen. Aber in einem leichten Sommerregen, der zwar genauso nass ist wie Herbstwetter, aber eine kathartische Wirkung hat und deswegen so gut ist.

Wenn man The Boxer Rebellion nicht kennt und nicht weiß, dass die Londoner zu viert sind könnte man bei der aktuellen Platte auch gut und gerne vermuten, dass hier nur ein Kopf dahinter steckt. So reduziert wie auf „Ghost Alive“ waren die Songs des Quartetts selten.

Die Synthesizer, die sie auf ihrer letzten Platte „Ocean By Ocean“ abgefeiert haben, wurden wieder über Board geworfen. Stattdessen gibt es introvertierte Bläserarrangements oder warme Akustik-Gitarren.

„Rain“ klingt, als würden Dave Matthews und Ben Howard sich abends am Lagerfeuer treffen. Bei „Here I Am“ schraubt Nicholson sich und seine Kopfstimme in völlig neue Höhen und man fragt sich, ob Sigur Rós Frontmann Jón Pór Birgisson ein neues Nebenprojekt hat, bei dem er auf Englisch statt auf Isländisch singt.

Das Outro von „Don’t Ever Stop“ erinnert allein mit Akustik-Gitarre und der Gesangsmelodie an Coldplay zu besseren Zeiten. Und schon wieder diese guten Bläser-Arrangements, die sich so wunderbar mit den Streichern ergänzen und den Coldplays und Mumford & Sons von heute ganz sanft und zurückhaltend erklären, dass Pop eben nicht immer platt sein muss.

Einziger Kritikpunkt, den man The Boxer Rebellion mit „Ghost Alive“ ankreiden könnte, ist, dass auf dem mittlerweile sechsten Studioalbum nicht wirklich viel passiert. Alle Songs bedienen sich mehr oder weniger der gleichen Arrangements, Tempi und Schwere.

Aber es muss ja auch nicht immer alles neu und anders sein. Wer so gute, traurige Songs schreiben kann, die die Hoffnung trotz aller Melancholie nicht erdrücken, sondern eben der Katharsis von Sommerregen gleichen, der soll davon ruhig mal ein Album voll machen.

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