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Kimbra – Primal Heart – Animalische Persönlichkeitsstudie

“Primal Heart”, irgendwas Animalisches hat das dritte Album “Primal Heart” von Kimbra tatsächlich. Die neuseeländische Sängerin, die die meisten nur von ihrem Feature auf Gotyes Song „Somebody That I Used To Know“ kennen dürften, präsentiert sich auf diesem Album erwachsen, spannend und höchstaktuell.

Da wäre zuallererst das Beatgewand, in welches sich Songs wie „Everybody Knows“ und „Like They Do On The TV“ hüllen, um der tierisch ungestümen Energie Zügel anzulegen. Das erinnert zeitweilen an das amerikanische Duo ODESZA, mit denen Kimbra bald durch Amerika touren wird.

Gepaart mit ihrer Stimme, die in „Everybody Knows“ der Danielle Haims ähnlich klingt, ergibt sich so ein wellenartig strukturiertes und höchst atmosphärisches Album.

„Human“ experimentiert etwas mehr mit der Stimme Kimbras und industriellen Beats, die in einem Song über das Menschsein fast antithetisch erscheinen, eher tierisch und fantastisch.

„Top Of The World“ erweckt das Bild eines Fabelwesens, das irgendwo zwischen Schlange und Menschenaffe über den Dächern eines Großstadt-Dschungels mit seinen eigenen Dämonen kämpft. Verzerrt und besessen von Macht- und Siegesvisionen markiert der Song den Höhepunkt und gleichzeitig den Fixpunkt des Albums.

Als Paradebeispiel für einen Hybriden aus urbanen Rhythmen und melodischem Sprechgesang steht „Top Of The World“ stellvertretend für eine ganze Reihe ungewöhnlicher und expressionistischer Songs auf diesem Album.

So fällt auch “The Good War” beim ersten Hören dadurch auf, dass menschliche Laute sich irgendwo zwischen Gesang und Instrument in das Gesamtbild einfügen.

Das anfangs erwähnte Animalische in diesem Album zieht Kimbra weniger aus den Schwingungen in ihrer Stimme, eher aus der Eigendynamik, die Beats, Melodie und Soundeffekte entwickeln. Passenderweise ähnlich wie auf „How To Be A Human Being“ von den Glass Animals erzeugt genau diese Ansammlung unnatürlicher Sounds eine natürliche Rohheit.

Während “Version Of Me” und “Real Life” angenehm ruhige Momente bieten, fügt sich “Lightyears” mit seiner Disco-Atmosphäre nicht wirklich in das sonst sehr konzeptionell konstante Album ein.

Die zweite Hälfte der Scheibe klingt leider allgemein etwas uninspirierter, kombiniert Soul, Funk und in “Past Love” sogar Elemente des Jazz zu einer Playlist, in der ein gemeinsames Ziel zugunsten diverser Experimente etwas aus den Augen verloren wird.

Mit dem Anspruch begonnen, das grundlegende Verständnis des Menschen zu artikulieren, endet “Primal Heart” vielleicht mit der Erkenntnis, eine unmögliche Aufgabe in Angriff genommen zu haben, vielleicht mit der kreativen Erschöpfung einer Künstlerin, die auf diesem Album mehr wagt als auf den Vorgängern.

Allen Kritikpunkten zum Trotz liefert Kimbra einen unterhaltsamen Drittling, der von ihrem Verständnis für Popmusik und Atmosphäre kaum mehr profitieren könnte.

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