Niemand kann etwas für seinen Namen, auch nicht Lookman Adekunle Salami, Londoner mit nigerianischen Wurzeln. Aber sich L.A. Salami zu nennen und damit ein wirres Assoziationspaar zu schaffen (mit einer bestimmten, sehr großen Stadt, die jeder kennt, aber die es noch tausend weitere Male gibt in den spanischsprachigen Ländern dieser Welt, und mit einer weltbekannter salziger Rohwurst), ist zumindest nahe an hipstereskem Ironiegebrauch, der sich langsam aber sicher auch mal totgelaufen haben könnte.

Lookman Adekunle Salami, jedenfalls, macht auf seinem Zweitwerk „The City Of Bookmakers“ zumindest in Sachen Wertevermittlung vieles besser als seine Generationsgenossen in den westlichen Metropolen dieser Welt. Songtitel wie „Generation L(ost)“, „Terrorism! (The Isis Crisis)“ und „England Is Unwell“ zeigen es unvermittelt an: L. A. Salami macht sich Gedanken um die Welt und Gesellschaft in der er lebt und wirkt. Und zwar einige.

Sprechgesangsartige Redeschwälle gesellen sich zu seinem ulkig nonchalanten Indie-Folk; in bester dylanscher Tradition erzählt Salami Geschichten, oder wie es eher scheint, Tagebucheinträge. Das ist insofern nett anzuhören, als gewahr wird, dass dem jungen Londoner sein Privilegiertsein durchaus bewusst ist.

Kritische Töne zur Berlinflucht vieler junger Londoner, die in der deutschen Hauptstadt einige Jahre leben, nicht weil sie Berlin, Deutschland oder sonst was an diesem Land so explizit mögen, sondern weil es für viele hippe Londoner einfacher ist ein paar Jahre in Berlin zu vergammeln, als sich in London der Realität, des Erwachsenwerdens zu stellen.

Mit dem Geld der Eltern für Londoner Lebenskosten kann man in Berlin die Nacht zum Tag machen, permanent, und nebenbei und ohne Deutsch zu lernen jede Menge Menschen vom Wohnungsmarkt verdrängen, die man im Berghain nie kennen lernen wird.

Solche und viele andere unangenehmen Wahrheiten weiß L. A. Salami gekonnt anzusprechen, allein der zwischen soften Babyshambles, Jamie T und Adam Green vagabundierende Singer/Songwriter-Folk will nicht so recht in die Euphorie-Gänge kommen. Musikalisch bietet L. A. Salami leider zu wenig, sein Herz, indes, trägt er am rechten Fleck.

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