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Mac Miller – Swimming

Wenn „The Divine Feminine“ der Weckruf war, Mac Millers erstes Album mit Anspruch, Konzept und Narrative, dann ist „Swimming“ der natürliche Nachfolger: Reflektiert, gelassen, ungezwungen.

Fast schon beunruhigend, dass Miller ein derart unaufgeregtes Album nach einer derart medial ausgeschlachteten Trennung veröffentlicht. Vielleicht auch gerade beruhigend, weil es uns erklärt, warum gehegter Groll nicht nötig und der Rückzug durchaus kreativ sein kann.

Mac Miller klingt ja sowieso immer schon ein wenig so, als würde er seine Zeilen mit Korken im Mund einsprechen. Dass „Swimming“ jetzt auch noch auf einen Großteil der gimmicks verzichtet, die auf „The Divine Feminine“ nach Konzept schrien und stöhnten, lässt Millers Stimme noch weiter in den Mittelpunkt rücken.

Dabei wird sogar gesungen, und obwohl der US-Amerikaner mit den Tiefen ein paar Probleme hat, klingt das gut, auf dem Opener „Come Back To Earth“ sogar gleich etwas kathartisch.

Die Betonung liegt dabei selbstverständlich auf „etwas“. Zwischen Katharsis und social-media-detox liegen schließlich immer noch Welten. Musikalisch gibt sich Mac Miller mit angenehm Gelassenem zufrieden, ganz passend zum selbstkritischen Inhalt des Albums.

Dass die Gitarre zum Beispiel auf „Small Worlds“ so groovy klingt, wie sie eben klingt, ist – jedenfalls zum Teil – John Mayer zu verdanken, der seinem Landsmann einen oder mehrere Besuche im Studio abstattete.

Auf gesamplete Lebensbejahung („yea, yea, yea, yea“) trifft dann ein unbeeindrucktes Solo des Gitarristen, der auch schon bei Frank Ocean ausgeholfen hat. Bekannt und beliebt in der Szene also, wenn es heißt, dem rauen Rap die Ecken zu glätten, ohne der erzählten Geschichte einen Knacks zu verpassen.

Sonst so? Auf „2009“ gibt es Streicher, dramatisch, auf „Conversation, Pt. 1“ tiefe Beats. Generell sind diese eher reduziert, haben wenig von den momentan angesagten und überladenen Trap-Beats, die so viele Melodien auf Gesang mit Auto-Tune prallen lassen, das einem beizeiten schwindlig werden kann.

Damit ist die gleiche breite Riege an Rappern gemeint, die ihr persönliches Leid, ihre musikalische Therapie, glorifizieren und sich selbst zum Übermenschen stilisieren – eben selbst die Katharsis ausrufen.

Dieses Album macht das nicht und Mac Miller damit sympathisch: Musikalisch down to earth, inhaltlich auch. „Swimming“ ist eine ehrlichere Studie des Selbst als viele Alben von Genrekollegen es momentan vorgeben zu sein.

Nicht jeder gesteht sich ein, auch mal keine Ahnung davon zu haben, was gerade abgeht – im Kopf und im Netz. Mac Miller schon.

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