AVEC ist so was wie die österreichische Taylor Swift. Zumindest galt letztere in Miriam Hufnagls jungen Jahren als ihr großes Vorbild. Das Erscheinungsbild passt grob schon mal einigermaßen überein. Blonde, schulterlange Haare und eine schlanke Figur.

Musikalisch hat AVEC offensichtlich mittlerweile andere Vorbilder gefunden, denn mit Swifts überproduziertem Pop-Prunk hat „Heaven/Hell“ eher weniger zu tun.

Was aber nicht bedeutet, dass sich die schüchterne Oberösterreicherin seit ihrem Debüt „What If We Never Forget“ aus dem Jahr 2016 nicht weiterentwickelt hat. Die Songs sind vielschichtiger geworden und neben der stets melancholisch nachdenklichen Seite hat „Heaven/Hell“ einiges mehr zu bieten.

„Under Water“ zum Beispiel ist feinster, tanzbarer Indie-Pop. Das synkopierte Xylophon trifft auf eingängige Melodien, zu denen man sich perfekt an einem sonnigen Herbstsamstag aus dem Bett schwingen, die Kaffeemaschine anstellen und feststellen kann, dass Aufstehen doch gar nicht so schlimm ist.

Spätestens wenn nach gut zwei Minuten dann Schlagzeug und Synthiespielereien einsetzen, ist man wach, bereit für den Tag und fühlt die Feuer, die AVEC besingt, auch in sich selbst brennen.

„Still“ schreit mit prominentem Shaker und Schellenkranz sogar noch eine Spur lauter nach Tanzfläche. Trotzdem ist da immer dieser kleine Funken Melancholie, der einfach nie so ganz erlöschen will.

„Close“ fasst eigentlich perfekt zusammen, was sich bei AVEC in den letzten Jahren getan hat. Es geht mit schüchterner Akustik-Gitarre los, zu der die Österreicherin melancholische Textfetzen und perfekt intonierte „Ho-ho-hos“ haucht.

Aber das ist eben nicht alles. Nach gut einer Minute schwillt der Klangteppich an. Zitternde Beats, unterschwelliges Klavier, das langsam aber stetig mehr Raum einnimmt. Unter allem liegt ein wabernder Klangfilm, der gleichzeitig Sicherheit, aber auch etwas Mystisches ausstrahlt.

Nach drei Minuten kommt es dann zur Explosion: Schlagzeug, Synthies, Streicher, synkopierte Beatfetzen, geisterhafter Backgroundgesang und irgendwie zwischendrin als Konstante AVECs Stimme mit den immer gleichen Zeilen: „Can you see it / Can you believe it“.

Nach dem Gewitter klingt „Close“ so aus, wie es begonnen an. Mit Akustik-Gitarre und Stimme. Spätestens dieser Song beweist, dass AVEC mehr ist, als einfach nur ein Mädchen mit einer Gitarre.

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