Lorely Rodriguez alias Empress Of nimmt die Dinge gerne selbst in die Hand. Trotzdem hat sie keine Angst davor, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Mit „Us“ liefert die gebürtige Kaliforniern einen würdigen Nachfolger zu ihrem Debütalbum “Me”, das eine gelungene Mischung aus Introspektive und Öffnung nach außen ist.

Schon die Titel der beiden Alben „Me“ und „Us“ lassen es vermuten. Während sich Empress Of auf ihrem Debüt hauptsächlich mit sich selbst beschäftigte, war es ihr auf dem Nachfolger wichtig, eine kollaborative Platte zu machen. Das betrifft nicht nur die Themen ihres elektronischen Synthie-Pop, sondern auch die Arbeitsweise.

Die poppige Ohrwurm-Vorabsingle „When I’m With Him“ beispielsweise schrieb Empress Of gemeinsam mit Jim-E Stack. Für andere Songs holte sie sich Proudzenten-Unterstützung u.a. von Blood Orange’s Dev Hynes, auf dessen Album “Freetown Sound” Rodriguez Gastsängerin war, sowie von DJDS und dem spanischen Produzenten Pional.

Generell ist „Us“ ein bisschen weniger kantig ausgefallen als „Me“. Viele der Songs sind so eingängig, dass man sie sich ohne große Probleme in den Charts vorstellen kann.

Trotzdem schafft Empress Of diesen besonderen Spagat, den viele Popmusiker vergeblich zu meistern versuchen: Eingängigkeit und Simplizität, die weder in Banalität noch Langeweile abdriften.

„Just The Same“ z.B. blubbert mit fluffigen Beats und hoher Kopfstimme gut gelaunt vor sich hin und vertreibt die regnerische Stimmung des kommenden Herbstes.

„Trust Me Baby“ ist da das perfekte Beispiel. Lorely zaubert verzerrte Orgelsounds, die von unaufdringlichen Beats und abwechslungsreichen Background-Gesängen begleitet werden und singt dabei über den Wunsch nach Respekt.

Die Frau möchte in der Beziehung als gleichwertig und ebenbürtig akzeptiert werden. Thematisch also eigentlich kein Neuland. Was aber generell auf „Us“ und so auch in diesem Song eine willkommene Abwechslung ist, ist die Zweisprachigkeit.

Spanisch geht der Tochter von Immigranten aus Honduras mindestens genau so einfach und authentisch über die Lippen wie Englisch, wie sie uns im MusikBlog-Interview erzählt hat. Gleichzeitig nutzt Empress Of diesen Trick, um über Sachen zu sprechen, die für sie auf Englisch zu emotional sind, oder bereits zu oft gesagt worden.

„Us“ ist mehr Mainstream als „Me“. Trotzdem sticht Empress Of mit ihrem elektronischen Synthie-Pop und ihrer wandelbaren Stimme aus der Masse heraus und macht als Produzentin, Musikerin, Regisseurin und Sängerin ihrem Ruf als Multitalent alle Ehre.

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