Wir haben sie schon das ein oder andere Mal gehört, aber einer guten Story wie der der Parcels kann das nichts anhaben: Fünf, kaum volljährige, australische Langhaarige steigen mit einem One-Way-Ticket in ein Flugzeug, das sie in eine Stadt, ziemlich genau am entgegengesetzten Ende der Welt, bringt, von der sie lediglich gehört haben, dass sie „cool und billig“ sei. In wahrscheinlich jedem anderen Fall endet so eine Geschichte dann doch mit einem Rückflug.
Weil es sich bei den Jungs in dieser aber um die Parcels und bei der Stadt um Berlin handelt, stehen die Protagonisten nach drei Monaten, die sie zu fünft in einem 1-Zimmer-Appartement verbrachten, nicht wieder in der heimatlichen Byron Bay an der Ostküste Australiens, sondern auf den größten deutschen Festivalbühnen.
Der Rest ist ohnehin bekannt: Eine Einladung ins Daft Punk-Studio, ausverkaufte Konzerthallen und Auftritte auf dem Glastonbury-Festival, bei BBC One und Conan O’Brien. Nur ein Album hatte die Band nicht veröffentlicht… bis jetzt.
„Parcels“ heißt es und hätte jeden Siebzigerjahre-Porno untermalt, wie das vermutlich kein extra zu diesem Zweck produzierter Soundtrack passender schaffen konnte.
Der nonchalante, mehrstimmige Falsettgesang vermischt sich dabei aber auf eine Weise mit glockenklaren Rhodes-Pianos, vor sich hin groovenden Funk-Gitarren und smoothen Drums, die einen nicht nur an rote Samtpolster und mit Stolz getragene Schnauzbärte denken lässt, sondern stellenweise auch an Fleetwood Mac oder sogar die frühen Bee Gees.
Oft und heftig mit dem Kitsch flirtend, spazieren die Parcels so groovig, catchy und lässig durch ihr Debütalbum, dass es an keiner Stelle treffend wäre, das als solches abzutun.
Sie treiben die Grenze augenzwinkernd vor sich her, wo andere sich längst darüber befänden. Vieles davon bringen Songs wie „Tieduprightnow“ und „Bemyself“ auf den Punkt.
Wer etwas mit 70er-Funk, 80er-Soul-Pop oder einfach nur witzigen Frisuren (die tragen sie inzwischen nämlich) anfangen kann, darf sich den Parcels und ihrem ersten Album gefahrlos nähern. Das ist schon ziemlich großes Tennis, was die Wahl-Berliner da abliefern.