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Slaves – Live im Strom, München

Wenn zwei Musiker, die sich eigentlich selber nicht so richtig ernst nehmen können, die Bühne betreten, dann kann man schon erahnen, dass es eines dieser besonderen Konzerte wird. So geschehen gestern im Münchner Strom, als die zwei sympathischen Jungs von Slaves um Punkt 20:50 Uhr ihr drittes Deutschland-Konzert auf ihrer Europatournee begannen.

Das erste, was man sofort bemerkte, war die Atmosphäre. Alle im fast ausverkauften Strom waren von einer Art hysterischen Erregung erfasst und der dampfende Schweiß von den vielen Dezibel-Begeisterten stand wie eine Wolke in der Luft.

Schon in den ersten Takten des Openers “Sockets” fing die Masse vor der Bühne an, zu springen. Schlagzeuger Isaac Holman und Gitarrist Laurie Vincent waren sichtlich erleichtert, dass der Funke innerhalb von Sekunden auf die Masse überging.

Das Publikum war bereit, machte mit und lieferte ab. Beim Song “Fuck the Hi-Hat” lieferten sich Slaves und der halbe Strom eine regelrechte Schlacht. Immer wieder schallte der Refrain hin und her. Ein eindeutigen Sieger konnte nicht ermittelt werden.

Die Nation ist im Eimer – aber Hauptsache, wir sind bereit für die nächste Party: Unter diesem durchaus sarkastisch zu verstehenden Motto stehen viele der lyrischen Ansätze in den pointierten Songs der Slaves.

Auch “Cheer Up London” und “People That You Meet” stehen in diesem Zeichen. Dementsprechend wurden beide Songs vom Publikum gefeiert. Kurzerhand entstand der erste Moshpit, der sich bis zum letzten Lied halten sollte. Die T-Shirts wurden nasser und die ersten Schweißtropfen fielen von der Decke zurück aufs Publikum.

Slaves sind ein guter Beweis dafür, dass der britische Punk nach Jahren quälender Öde tatsächlich mehr als nur am Leben ist. Laurie und Isaac machen schon seit einigen Jahren viel Lärm und spätestens mit dem Fakt, dass all ihre Alben unter den Top 8 der britischen Charts zu finden waren, gehört der britische Punk unbedingt zur Popkultur.

Das ist Erfolg zu den eigenen Bedingungen! Slaves, die wie zwei Duracell-Punk-Rock-Hasen auf und vor der Bühne hüpften, sind wie zwei jugendliche Draufgänger, die sich in den großen Punk verliebten und ihn in eine aufregende, andere Popmusik verwandelt haben.

“Cut and Run” vom neuem Album “Acts Of Fear And Love” war am gestrigen Abend einer dieser Songs, wo man dieses Phänomen am besten erkannte – schlagkräftig, punkig, aber mit einer feinen Prise Pop-Rock. Alles perfekt abgeschmeckt. Das Publikum war derselben Meinung. Feierwütig wurde der Song mitgesungen sowie die Dance Moves aus dem Musikvideo nachgetanzt.

Ein sehenswertes Highlight war “Sugar Coated Bitter Truth”. Während dieses Songs enterten Slaves die Bar, stiegen mit Gitarre und Mikrofon auf den Tresen und heizten den Strom noch einmal so richtig auf, bevor der Abend beendet werden sollte.

Und welcher Song passt für den perfekten Abschied? “The Hunter”! Innerhalb der ersten Takte flog schon das erste Bier, Menschen wurden auf den Köpfen anderer von A nach B getragen und direkt vor der Bühne entstand wieder ein formschöner Kreis, der beim Einsetzten des Schlagzeugs schnell an Rundungen verlor.

Eine solche losgelöste Stimmung hat man selten bei einem Konzert gesehen. Keinen hielt es mehr still auf den Füßen.

Dass der britische Punk im Laufe der Jahre zur Popkultur wurde, lässt sich nicht mehr ändern. Doch es gibt Slaves, die mit ihren Konzerten ein wenig Abwechslung in diese Musik bringen.

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