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The Intersphere – Live in der halle02, Heidelberg

Die Mannheimer Band The Intersphere ist sich sicher, dass ihr aktuelles Album „The Grand Delusion“ in Teilen härter ausgefallen sei als die vorherigen. Da kann man geteilter Meinung sein. Vor allem aber ist es noch eine Spur glatter produziert. Für dreckigen Rock’n’Roll-Sound standen The Intersphere aber ohnehin noch nie.

Da passt es auch gut ins Konzept, dass ihr Konzert heute von einer One-Man-Show namens Like Lovers eröffnet wird, die mit sphärischem Elektro-Ambient-Rock irgendwo zwischen Sigur Ros, Björk und Apparat mit breiter Atmosphäre fasziniert.

Und das, obwohl hier nur ein Hornbrillenträger mit Gitarre hinter Synthesizern steht und sich Schicht um Schicht durch Songs loopt. „Das nächste mal mit ganzer Band“, sagt er, und niemand im Publikum weiß so wirklich, ob das jetzt ein Scherz gewesen sein soll, oder ob diese rauschhafte Musik in der Regel tatsächlich von mehr als einer Person gestapelt wird.

Nach der Show erfahren wir, dass hinter Like Lovers tatsächlich eine Band steckt, was den Auftritt im Grunde nur noch besser macht, weil das Gesehene und Gehörte nicht die gängige Darbietungsform hatte und trotzdem nahezu perfekt anmutete. Hier gilt es dran zu bleiben.

Für einen Moment muss man deshalb durchaus um The Intersphere bangen, die das erstmal überbieten müssen, als vermeintlich klassische Rockbesetzung aus zwei Gitarren, Schlagzeug und einem neuen Bassisten.

Daniel Weber ersetzt seit drei Jahren Sebastian Wagner am Viersaiter, der sich mit seinem Ausstieg nunmehr voll und ganz um ausverkaufte Kölner Lanxess Arenen schert, wenn er mit der Kölsch-Rock-Truppe Kasalla dort gastiert.

Doch mit dem ersten Song „Don’t Think Twice“ der neuen Platte ist klar: Hier spielt eine Band, die vom Scheitel bis zur Sohle perfekt aufeinander abgestimmt ist.

Die bei Schlagzeuger Moritz Müller jeden verzwickten Stackato-Beat wie Arsch auf Eimer sitzen hat, die für jedes Gitarren-Riff die richtige Dynamik entfaltet, die mit Weber am Bass einen neuen in ihren Reihen hat, der agiert, als wäre er schon immer dabei gewesen – und nicht etwa mal hier und mal dort als Aushilfsbassist fungiert, wie zuletzt bei den Post-Hardcore-Jungs von Heisskalt.

Er unterstützt dabei als Zweitstimme zusammen mit Gitarrist Thomas Zipner die Choruszeilen von Frontmann Christoph Hessler, der mit angespannter Mine die neuen Stücke „Mind Over Matter“ oder „Secret Place“ entspannter klingen lässt, als es manchmal ausschaut.

Genau wie Thomas Zipner hat er schließlich nicht nur alle Hände voll zu tun. Die beiden Gitarristen müssen sich pausenlos durch ein großes Arsenal an Effektpedalen treten, um den voluminösen Sound der Songs zu stemmen.

Diese kommen heute wenig überraschend zumeist vom aktuellen Album und seinem unmittelbaren Vorgänger „Relations In The Unseen“ und fallen live fast ausnahmslos eindrücklicher aus als auf Platte, wo die Perfektion nach Vorschrift zugegebener Maßen auch mal ermüdend wirkt.

Da gerät es fast in Vergessenheit, dass The Intersphere ihre Band gar nicht hauptberuflich betreiben und in den vergangenen vier Jahren alles andere gemacht haben, als pausenlos zu musizieren und zu touren. Im Grunde ein handfester Skandal.

Dass The Intersphere dazu noch zu den grundsympathischen und bodenständigen Typen zählen, zeigt sich nach zwei Zugaben am Merchstand, wo die Band geschlossen Hände schüttelt und Vinyl signiert.

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