Ein Pinsel und eine Leinwand machen noch keinen Künstler und ein eingesackter Oscar für den besten Filmsong noch keinen guten Musiker.

2010 konnte Ryan Bingham den begehrten Preis für seine musikalische Darbietung für „Crazy Heart“ mit nach Hause nehmen. Seitdem veröffentlichte der Songwriter zwei weitere Alben im Country-Gewand. „American Love Song“ ist nun die konsequente Fortsetzung seines bisherigen Werdegangs.

Bereits der Titel lässt durchsickern: hier soll irgendetwas mit amerikanischer „Kultur“ passieren. Tiefgehender war der Plan des Sängers aus New Mexico scheinbar auch nicht.

Der Opener prustet prompt eine Mischung aus Blues, Country und Americana hinaus, mehrere Backroundsängerinnen geben ihr Bestes, dem Ganzen einen Rahmen zu bieten. Ein Klavier ohne Charakter, Refrains die nicht greifen und Binghams Gesang der bei jedem Versuch, wirklich gehaltvoll zu klingen, scheitert.

Binghams musikalische Intentionen sind unklar, sein Gesang und die Qualität seiner Stimme im allgemein allenfalls durchschnittlich. Auch der Balladen-Versuch scheitert:

„Lover Girl“ wird von einem quäkendem Banjo und einer eintönigen Gitarre begleitet, stellenweise herrscht gefühlter Stillstand. Der erste Versuch des Albums, einen gefühlvollen Höhepunkt innerhalb eines Songs zu erschaffen klingt eher wie ein betrunkener Liebeskummer-Patient beim Karaoke.

Echte Emotionen, Passion oder zumindest ein virtuos gespieltes Instrument sind auf „American Love Song“ Mangelware. Ist das sechste Studioalbum wirklich ein Punkt, an dem alles egal ist oder eher der klägliche Versuch, künstlerisch und kommerziell relevant zu bleiben?

Beides wird dem Singer/Songwriter vermutlich nicht gelingen. Songs wie „Beautful And Kind“ und „What Would I’ve Become“scheinen immerhin noch im Ansatz von Johnny Cash persönlich geklaut zu sein und könnte einige Fans der Country-Legende abgreifen.

Der große Rest der immerhin 15 und selten kurzen Songs liegt aber irgendwo zwischen Nerven belastend und vollkommen egal. Und das kann auch ein rund neun Jahre alter Oscar nicht mehr ausbügeln.

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