Aus der Ferne mit ansehen zu müssen, wie die Verwandtschaft in Aleppo, die man früher jeden Sommer besuchte, zusammengebombt wird, hinterlässt Spuren.

Die in den USA geborene, armenisch-syrische Wurzeln in sich tragende, junge Sängerin Káryyn macht daraus auf ihrem schwer zugänglichen Debüt kein Geheimnis. Nicht nur auf dem Song „Aleppo“ vereint „The Quanta Series“ Verarbeitungsversuche, mit Schmerz, Verlust und Unglück leben zu können.

Das alles ist aller Ehren wert, nur verstrickt sich die junge Musikerin dabei zu sehr in angestrengtem Kunstwillen. Zwischen computergenerierten Soundwelten mit verfremdeter Stimmkraft Songs darzubieten, ist wahrlich kein Kriterium des Besonderen mehr:

Wer mit heutigen Musikformen künstlerisch auffallen will, dem bleibt nur der Weg ins Extreme, und damit in die urbane Avantgarde. In einer Metropole wie Los Angeles hat Káryyn sehr wahrscheinlich die richtige Voraussetzung und Umgebung für eine Musik, die Fever Ray, Björk und FKA twigs zu Patinnen hat.

Eher huschendes, flirrendes Klangbild an Stelle von Strophe, Refrain. Eher bedrohliche Beat-Arrangements, die an Arca erinnern, statt popmusikalischer Liebreiz:

Zu „The Quanta Series“ einen schnellen Zugang zu finden, schafft nur der geneigte Avantgardist, der sich erfreut, wenn alles schön schräg und fremd klingt.

Leider ist damit das Wichtigste gesagt über dieses anstrengende Debüt, das spaltet und nicht die Hände reicht.

Expertenmusik für Leute, die fähig sind wahre Kunst zu erkennen, werden die Fürsprecher sagen. Quatsch aus der Großstadt, der Blues spielende Onkel aus der Kleinstadt am See.

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