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Royal Trux – White Stuff

Wir sind uns fast sicher, dass Justin Bieber noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte, als Royal Trux ihr letztes Album veröffentlichten. „Pound For Pound“ heißt der Vorgänger von „White Stuff”, der im Jahr 2000 erschien.

Lange sah es danach aus, dass „Pound For Pound“ und das neue Jahrtausend tatsächlich das Ende für die Band aus Washington, D.C. bedeuten sollten, die irgendwo im Hype zu Grunge und Seattle mehr Geräusche machten als die anderen.

Laute Geräusche. Dem altschuligen Noise-Rock der früheren Alben bleibt auch „White Stuff“ größtenteils treu. Wenn man ganz ehrlich ist, scheint die US-amerikanische Band auch eher an Lautstärke zugelegt zu haben, als dass irgendein Verfallsprozess eingetreten wäre.

Schon „Year Of The Dog“ klingt dicht, intensiv und derart reduziert auf das Notwendige, um in rund zwei Minuten alles rauszupeitschen, dass man gern und schnell vergisst, wie lange Neil Hagerty und Jennifer Herrema schon dabei sind.

Etwas Synthetik darf sich in das entrückte Schema dieser Noise-Band, die mit „Purple Audacity #2“ gar den Anschein erwecken, die letzten 20 Jahre musikalisch aufarbeiten zu wollen, mischen.

Zwischen poppigen Refrains, verzerrten Gitarren und einem Hauch lebenslangen Slackertums versucht Royal Trux, sich allem Möglichen aus den Untiefen des zweiten Milleniums zu befreien und im Echo nachzuhallen.

Man hat sich also darauf eingestellt, auf zahnrädrigen Wellen unsanft in die Gegenwart getragen zu werden, als „Get Used To This (feat. Kool Keith)“ urplötzlich mit einem Stargast daherkommt, den man sich seit Anbeginn der Band hätte wünschen können, den man sich aber wahrscheinlich nie gewünscht hätte.

Während die Vocals von Herrema in diesem Track eher an Stimmen auf dem Jahrmarkt erinnern, die sich danach erkundigen, ob man noch eine Runde – im Extremfall sogar rückwärts – fahren möchte, wirkt Kool Keiths Part im industriellen Gewand von Beat und Riff natürlich und überhaupt nicht fehl am Platz.

Der Track markiert außerdem den Beginn einer freieren und experimentelleren zweiten Hälfte des Albums, die endgültig besiegelt, was der Anfang schon vermuten ließ.

Royal Trux sind zurück. Mit „White Stuff“ gelingt den Washingtonians ein ambivalentes Comeback, das zwischen Aufarbeitung und Moderne einen vom Hund erzählt. Sagt man doch so, oder?

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