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Skinny Lister – Live im Strom, München

Trends kommen und gehen. Vor ein paar Jahren gab es eine Zeit, in der es sehr schwierig war, sich zur Musik von großen schweren Jungs mit langen Bärten, die auf der Folk-Welle von Mumford & Sons schwammen, zu bewegen.

Aber man lebt und stirbt durch die Authentizität. Viele Bands hatten einen flüchtigen Mainstream-Erfolg, sanken jedoch wie Steine zu Boden, weil sie eine kurzweilige Phase mitmachten. Und während dies geschah, mischte eine andere Band weiter die Fans auf, während diese genüsslich an ihrem Cider-Glas schlürften.

„Hebt das Glas und tanzt!“ – mit diesem englischen Sprichwort könnte man den gestrigen Abend im Münchner Strom in nur einem Satz zusammenfassen.

Was war passiert? Skinny Lister, ihres Zeichens Folk-Punker und trinkfeste Pogo-Freunde, luden auf ihrer „The Story Is…“-Tour zu einem wunderschönen Abend ein. Und das Londoner Sextet lieferte ab – und das so richtig!

Schon in dem Moment, als Dan Heptinstall und Co die Bühne betraten, uferte die Stimmung im fast ausverkauften Strom aus. Beim Opener „38 Minutes“ war die Stimmung schon gefühlt bei 100%.

Die rohe Energie auf der Bühne und im Publikum sorgte innerhalb von Sekunden dafür, dass die Arme Richtung Himmel gerissen und lauthals mitgesungen wurde. Egal ob ältere Songs wie “If the Gaff Don’t Let Us Down” und “Forty Pound Wedding” oder vom neuem Album wie “My Distraction” – alle heizten die Stimmung immer weiter auf und das Münchner Strom lag den Londonern wortwörtlich zu Füßen.

Skinny Listers viertes Studioalbum „The Story Is…“ ist ein genre-typisches Werk, was im Falle dieser Band einen Segen darstellt, denn wirklich niemand möchte in diesem Kontext beispielsweise Prog-Elemente oder sonstige Crossover-Anwandlungen hören.

Auch gestern gab es ein paar Songs vom aktuellen Album, welches Anfang des Monats erschienen ist, zu hören. So fügten sich “My Life, My Architecture”, “Second Amendment” oder “Wanted” perfekt in die Setlist mit ein.

Doch sind es überwiegend die älteren Songs, welche den Fans mehr im Ohr liegen. Skinny Lister verwandelt jedes Konzerthaus in einen vollen Pub. Wenn ihre shanties, ihre punkigen Folk-Sing-Alongs und ihre stimmungsvollen Songs angestimmt werden, darf – ja muss – getanzt und gesungen werden.

Zu den Highlights zählten gestern natürlich “This Is War” und “Trouble on Oxford Street”, welche den Abschluss des Sets bildeten. Die Stimmung des Stroms war am Kochen, doch es ging an diesem Abend noch immer eins mehr.

Mit “We are Skinny Lister… from England… London… importantly Europe!” starteten die sechs Briten ihre Zugabe und spätestens jetzt herrschte das Chaos. Niemanden hielt es mehr still auf den Beinen.

Nachdem mit “Raise A Wreck” die nächste Hymne aus dem Ärmel gezaubert wurde, kamen alle Beteiligten des Abends auf die Bühne. Musiker von den Vorbands bis hin zum Bühnentechniker, Roadie und dem Merchandise-Mann, der einen Stage-Dive durch ganze Halle ablieferte  – alle waren da, tanzten, sangen und verabschiedeten mit “Six Whiskies” den Abend.

Das Publikum krabbelte dann wieder raus auf die kühlen Straßen von Münchens Süden, atemlos und mit hämmernden Köpfen – sowohl von der Musik als auch vom Rausch – und mit den abschließenden Worten von Skinny Lister im Ohr: „Chill the fuck out and be glücklich.”

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