Zweiter Streich vom losen Bandkollektiv Drugdealer um Bandvorsteher Michael Collins. Drei Jahre nach „The End Of Comedy“ taucht auch „Raw Honey“ wieder ein in eine Welt der vergessenen Fähigkeiten von Pop.
Besonders in den 60ern und 70ern waren Pop und Anspruch noch nicht das krasse Gegensatzpaar, wie man nicht umhinkommt zu denken, beim Studium der heutigen vorderen Chartplatzierungen.
Und der Kunstform Pop-Songwriting in all ihren Facetten scheinen sich Drugdealer, bisweilen ein Kollektiv aus 8 Mitgliedern, fest verschrieben zu haben.
Wie eine Big Band klingt der Sound von Michael Collins, Sasha Winn (Gesang) Shags Chamberlain (Bass), Josh Da Costa (Schlagzeug), Jackson MacIntosh, Danny Garcia, (Gitarren) Michael Long und Benjamin Schwab (Orgel, Piano, Wurlitzer) dabei aber keineswegs. Wie genau er klingt, ist aber auch ein wenig die Krux an „Raw Honey“.
Da tummelt sich ein wunderschöner Art-Pop-Song, vorgetragen als Gastsängerin von der Überfliegerin der Stunde, Weyes Blood, Seite an Seite mit unverkennbaren Beatles-Reminiszenzen, gefolgt von coolem, US-amerikanischen Westküsten-Pop.
Da grooven Saxofon-Klänge mit süßen Arrangements um die Wette, wollen Crooner-Gesang und Wurlitzer-Soli ganz tiefenentspannt Kritiker-Song-des-Jahres werden.
In seinen neun Einzelteilen betrachtet, sind Drugdealer auf ihrem zweiten Album tatsächlich nicht so weit weg von großer Pop-Kunst. Allein als Album, in seiner 36-minütigen Gänze, will „Raw Honey“ nicht so recht rund werden, fällt die Pop-Facetten-Rundreise nicht so spannend und einnehmend aus, wie wenn man sich die Rosinen herauspickt.
„Raw Honey“ will ein bisschen zu viel auf einmal und erreicht dadurch weniger, als es müsste.