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Buntspecht – Draußen im Kopf

Die Bossa-Nova-Punks sind zurück! Vor einem Jahr sorgten die MusikBlog Newcomer Buntspecht mit „Großteils Kleinigkeiten“ für Tanz und Gloria in deutscher Sprache, 2019 darf’s dann sogar noch erwachsener sein.

„Draußen im Kopf“ heißt der Zweitling der Band mit der wahrscheinlich interessantesten Stimme in der deutschsprachigen Popmusik. An der Gewöhnungszeit, die wir fürs erste Album verschrieben haben, hat sich auch was geändert.

Buntspecht fangen mit „Parallel“ schon so zugänglich an, wie es große Teile des letztjährigen Debütalbums nicht sein konnten. Das Intro könnte so auch großspurigen Brit-Rock einleiten, ehe sich der Track in altbekanntes Territorium begibt.

Textlich bleibt es bei stark metaphorisierter Alltagsphilosophie. Leerstellen und mangelnde Erklärungen aktivieren beim Zuhören. Die Lieder auf „Draußen im Kopf“ haben durchweg mehrere Bedeutungsebenen, ergeben sich nicht der erdachten Bedeutung des Songschreibers, die man ohnehin kaum definitiv festhalten könnte.

Obwohl einiges auf dem Album zynisch anmutet, die Liebesbekundungen kaum ohne das Denken um die Ecke funktionieren, wirkt es doch mehr noch als auf dem ersten Album wie der Bewusstseinsstrom eines Romantikers.

„Waschmaschinentango“ und „Unter den Masken“ zum Beispiel erinnern an die romantischen Ausflüge von Element Of Crime, überzeugen mit einer Kleinstadtträgheit, die selbst den kleinsten Hoffnungsschimmer zu glorifizieren versucht.

Alles wird in einen Kontext gesetzt, weil alles in einem steht, nichts unabhängig voneinander existiert, und nichts den anderen nicht kennen kann. Buntspecht vertonen dieses Dilemma auf „Draußen im Kopf“.

Ob über sich nicht berührende Parallelen philosophiert wird oder die Waschmaschine zur Projektionsfläche wird, diese Band aus Österreich hat es gerafft. Sie schreibt Dinge nicht, weil’s dann extrem meta und selbstreferenziell klingt, sondern weil sie darin wirklich den einzigen Ausweg dieser Gedanken aus ihrem Kopf sehen.

Drum wird, was drinnen war von Buntspecht davor gesetzt, frei für jede Inspektion und Interpretation. „Draußen im Kopf“ eben. Ein bisschen Tragik darf am Ende auch nicht fehlen, wenn in „Der Bua“ die Geschichte eines jungen Radfahrers erzählt wird, der im Straßenverkehr sein Leben lässt. Reality Check – frei von Ironie. Und das bedeutet heute schon was.

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