Seit dem Hype um Wanda hat Indie-Pop aus Österreich weniger Seltenheitswert, ist aber trotzdem noch kein Standard. Der früheren MusikBlog-Newcomer Buntspecht tragen ihre Herkunft zwar nicht so offensichtlich auf der Zunge, behalten sich dank der gemischten Tüte in Sachen Instrumentarium aber trotzdem ihren Exotenstatus.

Allerdings sind Buntspecht auch zu sechst, da machen die viele Instrumente also Sinn. Schließlich soll doch jeder was zu tun haben.

Mit „Spring Bevor Du Fällst“ erscheint bereits das dritte Album des Sextetts, auf dem sie in die gleiche Kerbe schlagen wie bereits bei den beiden Vorgängern „Draußen im Kopf“ und „Großteils Kleinigkeiten„: Indie-Pop mit jeder Menge Einflüssen.

Wie sich das anhört? Ungefähr so, als würden Beirut jetzt auf Deutsch singen, während Frontmann Zach Condon seiner wilden Lockenmähne freien Lauf lässt, statt sie mit der nötigen Portion Pomade zu striegeln.

Natürlich liegt auf der Hand, dass die musikalischen Einschläge bei Buntspecht nicht aus der Balkan-Region, sondern vielmehr aus der österreichischen Heimat kommen. Allerdings machen sie bei den Alpenseen längst nicht Halt, sondern strecken ihre Fühler gleich bis Südamerika aus.

Bossa-Nova und Wien passt nicht zusammen? Buntspecht beweisen das Gegenteil. Titel wie „Die Badende“ sind das beste Beispiel:

Eine Bläsersektion, die sich deutlich eher auf der Südhalbkugel als im mittelwarmen Wien verorten ließe. Dazu Samba-Rhythmen, die auf deutsche Poesie treffen, bei der scheinbar Alltägliches zum Erlebnis wird.

Auch bei „Benütz mich“ ist der Bossa-Nova-Einfluss unverkennbar. Über einem beschwingten 6/8-Takt stellen Buntspecht ihre Kernkompetenz unter Beweis und erzählen über folkigem Gitarrenpicking in interessanten Bildern über die Liebe.

Denn mit Zeilen wie „Drück mich aus wie den dreckigen Schwamm / Mit dem du dein Geschirr wäscht“ wurden toxische Beziehungen bislang eher selten beschrieben, bevor sich zum großen Finale der Bläserteppich so gewaltig aufbauscht, dass man sich trotz sechsköpfiger Band fragt, ob Buntspecht auf Tour Gastmusiker dabei haben.

Man kommt nicht umhin, Buntspecht mit ihren Landsleuten Wanda zu vergleichen. Während letztere in Sachen Eingängikeit auf der Punkteskala abräumen, machen Buntspecht ihrem Namen mit „Spring Bevor Du Fällst“ alle Ehre und bestechen vielleicht nicht durch Ohrwürmer, aber definitiv durch Einfallsreichtum.

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