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Von Wegen Lisbeth – sweetlilly93@hotmail.com

Wer auf die fixe Idee kommt, eine E-Mail an „sweetlilly93@hotmail.com“ zu schicken, der wird enttäuscht. Denn in weiser Voraussicht haben Von Wegen Lisbeth die Adresse, die ihrem zweiten Album den Namen gibt, gleich sperren lassen.

Jeder mit einem ähnlichen Geburtsjahr, kann sich sicher daran erinnern, genau so seine E-Mail-Adresse erstellt zu haben: Als Teenager, wo man gefühlt noch niemanden kannte, der einem elektronische Post schicken würde. Dabei sein war alles.

Aber „sweetlilly93@hotmail.com“ suhlt sich nicht, wie man vermuten könnte, in Nostalgie, sondern durchleuchtet die alltäglichen Lebenswelten der Generation von „Sweet Lilly“, sprich Mitt- und Endzwanziger und macht demnach genau das, was Von Wegen Lisbeth auch schon auf ihrem Debüt perfektioniert haben.

Sie zielen nicht auf den Lovesong des Jahres oder den Dancefloor-Sommer-Hit ab, sondern erzählen Geschichten aus dem Alltag, verpackt in tanzbaren Indie-Pop-Songs, die hier und da durch ausgefallene Sounds glänzen. Ersteres lassen schon Titel wie „Lieferandomann“, „Alexa gib mir mein Geld zurück“ oder „30 Segways, ein Ferrari“ erahnen.

Und „sweetlilly93@hotmail.com“ hält was der Titel verspricht. Jeder, der sich gerade in seinen Zwanzigern oder Dreißigern befindet, kann sich mit den Texten identifizieren.

„Mach‘ ich noch ein Praktikum“ oder „Und überhaupt, wer hat mein Hinterrad geklaut“ sind Fragen, mit denen sich Von Wegen Lisbeth in „Alexa gib mir mein Geld zurück“ auseinandersetzen und damit jedem aus der Seele sprechen, der in einer Großstadt lebt und auf der Suche nach einem Job in Richtung „irgendwas mit Medien oder BWL“ ist.

Die Erkenntnis, dass der Smart Speaker Alexa einem leider auch nicht sagen kann, wie das Leben so funktioniert, kommt zu spät. Dazu gibt es catchy Hooklines und ein bisschen Glockenspiel.

Ein etwas krudes Liebeslied ist „Lieferandomann“, das besagten Boten zum schönsten Mann im ganzen Nahverkehr kürt und eine nicht ganz gesunde Beziehung zu der Belieferten porträtiert.

Die Synthies von „Westkreuz“ klingen stark nach Achtzigern, was insofern passt, dass Sänger Matthias Rohde beklagt, dass der Bäcker mittlerweile viel teurer und früher leckerer war.

Zeilen wie „Es sind jetzt andere Orte, wo sich dein WLAN von selbst verbindet“, treffen den Nagel des Zeitgeistes auf den Kopf.

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