Aurora versucht auf ihrem neuesten Album „A Different Kind Of Human“ das, was die direkten Vorgänger schon in ungewollt anmutender Perfektion abgeliefert haben.

Hymnen, die zwischen Power-Pop und esoterisch angehauchtem Indie pendeln, paaren sich mit Balladen, denen eine unterschwellige, andauernde und pulsierende Kraft kaum abgesprochen werden kann.

Viel mehr gibt es auf dem aktuellen Versuch der Norwegerin, diese Anforderungen an sich selbst zu erfüllen, dann aber auch nicht. „In Bottles“ zeichnet in einem einzigen Song eine relativ farblose Version dessen, was das restliche Album liefert.

Wie schon auf früheren Alben sorgen Mehrstimmigkeit und eine ständig anhaltende hohe Geschwindigkeit dafür, dass Auroras Musik den Eindruck einer Reise erweckt, den Eindruck eines Auf-Dem-Weg-Seins.

Von Rastlosigkeit und Repetition eingeholt, stellt sich in einigen Passagen die Frage danach, ob es denn noch etwas neues zu entdecken gibt auf dieser persönlichen, epischen und groß inszenierten Selbstfindungsreise, die die Diskographie Auroras sein möchte.

„The River“ und „Animal“ machen da gleich den Anfang und betonen die Validität dieser Nachfrage. In Struktur und Dynamik unterscheiden sich die Tracks kaum vom großen Teil des Vorgängers.

Wo eigentlich immer noch Begeisterung für die Fähigkeiten einer jungen Künstlerin aus einem geographischen Umfeld, das nicht unbedingt nach internationalem Erfolg schreit, stehen sollte, stellt sich eine leichte Betäubung ein.

Die scheinbare Beliebigkeit der metaphorischen und bedeutungsfordernden Songs lässt dann selbst interessante Lieder wie „The Seed“ untergehen. Das Lied schafft es, mit einem unkonventionellen und unvorhersehbaren Aufbau aus dem Einheitsbrei auszubrechen, die Individualität der Künstlerin in einen eklektischen Sound zu bündeln.

Sonst ist „A Different Kind Of Human“ leider mehr von dem Gleichen, jedenfalls mehr vom Ähnlichen. An die Stelle ambitionierter Zeitgeist-Hymnen wie „Queendom“ vom Vorgänger „Infections Of A Different Kind – Step One“ treten zu großen Teil etwas reduziertere und trotzdem aalglatt produzierte Geschichten über Identität und die Suche danach.

Vielleicht ist Auroras Überzeugung von der eigenen Identität als Künstlerin auch schon so gefestigt, dass großartige Variationen kaum noch möglich sind. So oder so:

Fans der Norwegerin machen mit „A Different Kind Of Human“ nichts falsch und alles richtig, Neulinge auch nichts falsch, nur nichts so richtig richtig. Dafür ist der Eindruck, den das Album hinterlässt, zu blass.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Aurora – What Happened To The Heart?

Album

Jeremy Loops – Heard You Got Love

Album

Aurora – The Gods We Can Touch

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke