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Die Orsons – Orsons Island

Die Orsons waren kurz davor, sich aufzulösen. Wie sie im MusikBlog-Interview verrieten, wäre der Hauptgrund die altbekannte Verschiedenheit der vier Charaktere gewesen.

Zum Glück hat das Quartett im Band-Urlaub die Kurve gekriegt und gibt nun mit „Orsons Island“ unter anderem einen wichtigen Kommentar zur aktuellen Rap-Szene ab.

Wenn die Orsons in einer Sache Meister sind, dann darin, sich nie zu ernst zu nehmen. Gerade deswegen ist es überraschend, dass die Stuttgarter auf „Orsons Island“ zum Großteil ernste Töne anschlagen.

Es geht um Hip-Hop, um Beziehungen, um Gesellschaftskritik und ums Älterwerden. Dazu geben nicht selten Streicher den Ton an.

Apropos Streicher. Wenn sich damit jemand auskennt, dann wohl Mozart, was uns auf direktem Weg zu der Vorab-Single „Dear Mozart“ bringt.

Auto-Tune ist im Hip-Hop mittlerweile so allgegenwärtig wie Hashtags bei Instagram. Man könnte Tua ohne Bedenken zustimmen und abnicken, dass Auto-Tune die E-Gitarre des Hip-Hops ist.

Und findet man das jetzt geil? Gehört das jetzt so? Ist das jetzt Hip-Hop? Die Orsons wissen es selbst nicht so genau und fragen deswegen Mozart.

Neben on-point Zeilen wie „Wir lesen keine, gehen nur auf Party Tour / Kein‘ Plan in welchem Key, James Dean / Denn sie wissen nicht was sie tun’n“ offenbart sich einmal mehr Tuas subtiler Genius.

Denn als Grundlage des Beats beziehungsweise der Hookline dient das Thema Mozarts kleiner Nachtmusik. Einmal auseinandergenommen, durch den Auto-Tune-Wolf gedreht und trotzdem nur so weit verfremdet, dass es den meisten doch noch irgendwie bekannt vorkommen dürfte.

Auch, wenn sicher nur der kleinste Teil zweifelsfrei dessen Ursprung zuordnen könnte. Im dritten Part punktet Maeckes in wenigen Zeilen mit einem pointierten Kommentar über Krieg, die Flüchtlingsbewegung und die Ibiza-Affäre.

„Dear Mozart“ trifft den Nagel der Zeit in allen Bereichen sowas von auf den Punkt. Und all das in gerade mal vier Minuten.

Aber die Orsons wären nicht die Orsons, wenn sie nur ernste Miene machen würden. Bestes Beispiel ist „Grille“ inklusive Video: Alles andere als „Mikro Dosis Party, Mikro Suff“.

Oder das Ende von „Nimm’s Leicht“, wo plötzlich alle Effekt-Schleier abfallen und man sich auch auf die Insel katapultiert fühlt und zu großem Gelächter der Orsons die Roh-Version des Songs mit Akustik-Gitarre hören darf.

„Bessa Bessa“ ist einer der wenigen Durchhänger auf „Orsons Island“. Das gut getarnte Liebeslied lässt mit Reggae-Vibe zwar Sommerstimmung aufkommen, wäre aber vielleicht doch besser auf Kaas‘ Solo-Album aufgehoben gewesen.

„Das Geschenk“ hingegen plätschert auch zunächst zu subtilem Beat als unauffälliges Liebeslied dahin, überrascht aber nicht nur mit Conga-Fills, sondern auch mit großem Streicher-Finale, um dann mit Meeresrauschen auszuklingen. Klingt kitschig – ist es aber zu keiner Sekunde.

Wer also für diesen Sommer noch kein Reiseziel hat, dem sei wärmstens empfohlen: Ab nach „Orsons Island“.

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