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Es gab viel Schatten, aber auch viel Licht – Palace im Interview

Palace machen Gitarrenmusik, die die Seele besänftigt”, heißt es im Pressetext. Und in der Tat: Wer das Debütalbum (“So Long Forever”) der Alt-Rock-Newcomer aus England daheim bei sich im Schrank zu stehen hat, der zeigt bei dieser Beschreibung mit beiden Daumen nach oben. Auf ihrem neuen Studioalbum “Life After” setzen die drei in Tottenham beheimateten Palace-Verantwortlichen Leo Wyndham, Matt Hodges und Rupert Turner ihren eingeschlagenen Sound-Weg konsequent fort. Wir trafen Haupt-Songwriter und Sänger Leo Wyndham zum Interview und sprachen über harte Zeiten, den schnellen Erfolg und unerwartete Bühnengäste.

MusikBlog: Leo, eure bisherigen Veröffentlichungen begeistern nicht nur mit feiner Gitarrenmusik, sondern auch mit detailverliebter Cover-Kunst. Euer neues Studioalbum “Life After” präsentiert ein Blumen- und Gäsermeer in sattem Grün. War da wieder dein Bruder Wilby am Werk?

Leo Wyndham: (lacht) Ja, mein Bruder hat sich wieder ordentlich ins Zeug gelegt. Ich liebe seine Arbeiten einfach. Und sie passen immer wunderbar zum Gesamtbild. Diesmal haben wir einige schwere Themen auf dem Album. Aber es gibt es auch viel Hoffnung und viel Licht. Viele Songs thematisieren Phasen des Aufbruchs. Das Bild bringt das pure Leben genau auf den Punkt. Ich bin meinem Bruder unheimlich dankbar für seine Mithilfe. Er steht zwar schon länger nicht mehr mit uns auf der Bühne (Wilby zupfte zu Beginn den Bass). Aber gehört trotzdem noch zur Band dazu – irgendwie.

MusikBlog: Du sprachst gerade von schweren Themen. Kannst du näher ins Detail gehen?

Leo Wyndham: Nun, ich habe eine ziemlich heftige Trennung hinter mir, die große Spuren hinterlassen hat. Das war keine leichte Zeit für mich. Mittlerweile bin ich aber wieder in einer intakten, sehr glücklichen Beziehung, in der ich und meine Partnerin aber auch schon einige Hürden überwinden mussten. Es gab also viel Schatten, aber auch viel Licht. All diese Erfahrungen und Erlebnisse sind in die neuen Songs mit eingeflossen.

MusikBlog: Ihr habt erst vor knapp drei Jahren euer Debütalbum veröffentlicht. Die Presse vergleicht euch aber schon jetzt mit Genre-Hochkarätern wie Kings Of Leon, Jeff Buckley und The Maccabees. Wie geht ihr mit all den Adelungen um?

Leo Wyndham: Ehrlich gesagt, ich versuche die ganze Euphorie ein bisschen von mir fernzuhalten, was natürlich nicht immer einfach ist. Ich weiß, woher ich komme. Wir wissen, woher wir kommen. Und wir wissen auch, warum wir damals die Band gegründet haben. Uns ging es immer nur um den Spaß an der Musik. Und das ist auch heute noch so.

MusikBlog: Der Erfolg lässt aber nicht locker. Erst letztes Wochenende wurdet ihr beim Glastonbury-Festival wieder mal derbe abgefeiert.

Leo Wyndham: Ja, das war schon ziemlich abgefahren. Ich erinnere mich noch, wie wir kurz vor der Show im Backstagebereich standen und mir die Knie schlotterten. Dann sind wir da rausgegangen. Und plötzlich singen tausende Menschen deine Songs mit. Das ist schon ergreifend. Wenn uns die Leute auf Händen tragen, dann fühlt sich das aber auch sehr seltsam an. Ich meine, wir sind immer noch die drei Kumpels aus Tottenham, die einfach nur Bock auf Musik haben. Daran hat sich nichts geändert.

MusikBlog: Ihr wurdet schon ziemlich früh auf die richtig großen Bühnen gezerrt. Euer zweiter Auftritt war bereits ein Support-Gig für die Smashing Pumpkins. Hat euch dieser Schnellstart hinsichtlich der Band-Entwicklung geholfen?

Leo Wyndham: Keine Ahnung. Da fehlt mir natürlich auch der Vergleich. Bei uns ging wirklich alles sehr schnell, das stimmt schon. Wir haben deswegen aber nie das Gefühl gehabt, eine besondere Band zu sein. Wie gesagt, wir kennen uns in der Band alle schon ewig. Keiner von uns hat den Hang zum Größenwahn. Und bei uns gibt es auch keine Ego-Kämpfe. Wir sind ein Team, das unheimlich dankbar für alles ist. Wir reisen in der Welt herum. Wir spielen in fremden Ländern mit tollen Bands zusammen. Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht. Ich meine, wir erleben gerade jeden Tag tausend spannende Dinge.

MusikBlog: Was war denn das bisher Verrückteste, das ihr erlebt habt?

Leo Wyndham: Oh, da könnte ich dir wahrscheinlich stundenlang irgendwelche Geschichten erzählen. Ich weiß nicht, wir haben schon viele Klassiker erlebt. Wir haben uns in größeren Hallen verlaufen und wir sind auf der Bühne auch über irgendwelche Kabel gestolpert. Dann trifft man so viele spannende Leute. Ich meine, wir sind ja auch noch Fans. Und plötzlich steht man mit seinen Helden auf einer Bühne. Die Story mit den Pumpkins ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt. Das ist doch völlig abgefahren.

Wir reisen auch viel. Im Ausland passieren auch immer wieder verrückte Dinge. Keine Ahnung, die Liste ist wirklich endlos. Aber ob du mir es glaubst, oder nicht: Der Moment, der mich von allen immer wieder am meisten zum Lachen bringt, ist eigentlich ein total bizarrer. Ich erinnere mich, wie unser Gitarrist auf der Bühne mal von einer riesengroßen Fliege verfolgt wurde. Das ist kein Scherz. Rupert war völlig außer sich. Er sprang hin und her und tickte beinahe komplett aus. Und die Fliege war echt groß. Vielleicht war es auch ein ganzer Schwarm.

MusikBlog: Das ging am Ende aber alles glimpflich aus?

Leo Wyndham: (lacht) Ja, alles ging gut aus. Er hat die Fliege nicht verschluckt oder so was. Irgendwann war sie dann weg.

MusikBlog: Der Rock’n’Roll schreibt schon krasse Geschichten.

Leo Wyndham: Auf jeden Fall. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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