Ein Eisen sollte man schmieden solange es heiß ist. Und viel Heißeres, als die Kombination Casper & Marteria findet sich zumindest in der einheimischen Musiklandschaft wohl kaum, folgerichtig schmieden die beiden kräftig das Material ihrer gemeinsamen „1982“-Platte.
Im Vorfeld von deren Erscheinen wurde sich damit im vergangenen Jahr auf den Festival-Bühnen des Landes ausgetobt, in diesem Sommer folgen wenige „Champion Sound Open Airs“. Klar, dass die Tickets für diese Shows zügig vergriffen waren, ausverkauft auch die Veranstaltung gestern am Dresdner Elbufer.
Bevor die Protagonisten die Bühne stürmten, versuchten OG Keemo und Funkvater Frank die emotionale Betriebstemperatur des Publikums hochzufahren.
Unter Berücksichtigung der Hitze des Tages und in weiser Erwartung auf das Kommende, lies sich dieses von der Mannheimer Crew aber kaum aus der Reserve locken und folgte der Einladung, “die Polizei zu ficken”, eher schütter.
Kurz vor neun hatte das Warten ein Ende. Intro, die beiden Protagonisten des Abends zunächst auf die Videowände neben der Bühne projiziert, und kurz darauf physisch präsent:
„1982 (Als ob’s gestern war)“, „Champion Sound“, „Adrenalin“ – drei Knaller der Gemeinschaftsproduktion markieren das Revier, in dem in den kommenden Stunden eine ekstatische Party abgehen wird.
Adrenalin scheint auch das, was nahezu unverdünnt durch die Blutgefäße von Casper und Marteria fließt, der Eindruck, die beiden sind in den Kessel mit einem Energy-Booster gefallen, trägt durch das Konzert hindurch und geht 1:1 auf die siedende Crowd zu ihren Füßen über.
„Alle Hände hoch“ ist eine der Parolen des Abends, ob bei gemeinsamen Stücken oder den Highlights aus dem Backkatalog der Männer mit den unglaublich ähnlichen Biografien:
Auffordern muss man dazu eigentlich niemanden, „Endboss“, „Auf Und Davon“, „Scotty Beam Mich Hoch“, „Im Ascheregen“- irgendein Körperteil ist immer in der Luft oder in Bewegung.
“Wenn schon scheiße tanzen, dann so, dass die ganze Welt es sieht“ – dem Surfen auf der Basswelle entkommt an diesem Samstag keiner.
„So Perfekt“ und bedingungslos authentisch verbinden sich Caspers Emo-Attitüde und das Voluminöse von Marteria, macht die Band am Rand der gekippten Bühne, die wie ein riesiges Sprungbrett wirkt, einen so großartigen Job wie die Stars im Rampenlicht.
Gegen Mitte der Show bahnt die Security den Künstlern den Weg durch die Fans zu einem Monstertruck in deren Mitte. Auf dessen Ladefläche findet der Wahnsinn seine Fortsetzung und die Stimmung ringsum, begleitet von Rammstein-artigen Feuerfontainen, eskaliert u.a. zu „Alles Verboten 2“ weiter.
Via Bad in der Menge geht es zurück auf der Mainstage und gibt es für alle bis zur letzten Zugabe weitere Gelegenheiten, ihre hervorragende Textsicherheit bis zum “Absturz” unter Beweis zu stellen.
Casper und Marteria lassen bis zum letzten Ton keinen Zweifel daran, dass das gemeinsame Tun nicht der Intuition des maximierenden Marketingeffekts entsprang, sondern aus der Dringlichkeit einer profunden Freundschaft wuchs.
Möge der nicht ganz ernstgemeinte Ausblick auf ein gemeinsames „Zum Glück In Die XOXO“-Album irgendwann Wirklichkeit werden. „OMG!“ Was für ein Abend!