Getrieben vom Geist des Kapitalismus, versuchen wir permanent, uns selbst zu überholen. Um ja nicht gewöhnlich zu sein. Und so treiben wir einander dazu, besser, schneller, schöner, klüger, gesünder zu sein.

Doch wir zahlen hierfür einen Preis: unsere Menschlichkeit. „The Competition“, das vierte Album der US-amerikanischen Band Lower Dens, widmet sich genau diesem Phänomen.

„Let me hold you up / To the light / My love.“ Mit diesem schlichten aber eindringlichen Satz beginnt Jana Hunter, der Kopf von Lower Dens, ihren musikalischen Versuch, den Fängen des kapitalistischen Wertesystems zu entwischen.

Schließlich verwandelt dieses nicht nur jeglichen Gegenstand in austauschbare Massenware, sondern auch den Menschen selbst. Getragen von verträumtem Shoegaze-Synth-Pop, der wie aus der Zeit gefallen klingt, gewährt „The Competition“ Einblick in verstörende Innenwelten.

Innenwelten, die jedoch unablöslich an ihren gesellschaftlichen Kontext geheftet sind: „We lift our heads, we lift our heads / And see the world is burning“ („Young Republicans“). Aufbruchstimmung und Verzweiflung liegen auf dem Album ganz nah beieinander.

Hier könnte vielleicht ein Gott helfen. Doch dieser ist unerreichbar geworden: „A flood descends / The end of sensation / Just before you shake the hand of God“.

Auch die Unfähigkeit, sich einem anderen Menschen zu nähern, steht in direkter Verbindung mit einem fehlenden Glauben an das Leben: „I tried sewing my lips up / But I suck with a needle / I poked and bled / And this is what you said / Do you need help / Life has no meaning“ („Buster Keaton“).

Die 11 Songs sind intime Bekenntnisse, aber ohne sich um sich selbst zu drehen. Vielmehr sind sie Spiegel einer Zeit, in der man lernen muss, dem Leben und sich selbst Bedeutung zu verleihen. Vielleicht ist es dann auch irgendwann möglich, miteinander und nicht gegeneinander zu sein.

Ein erster Schritt könnte sein, eine neue Familie zu finden: „You could have had me / But you wanted a daughter“ („I Drive“). Dieser Satz könnte nicht persönlicher sein, denn Hunter unterzieht sich seit zwei Jahren einer Geschlechtsumwandlung von Frau zu Mann. Zugleich sprengt die Thematik die Grenzen des Privaten.

Obwohl „The Competition“ das musikalische Rad nicht neu erfindet, trifft das Dream-Pop-Album mit seinem emotionalen Brückenschlag ins Politische genau den Nerv unserer Zeit.

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