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Tinariwen – Amadjar

Rock solid. Dass Blues Weltmusik ist, hat mit der Familien- und Freundeskreis-Kombo Tinariwen seit geschlagenen vier Jahrzehnten sein vielleicht prägnantestes Beispiel, von dem die westliche Welt aber erst mit der ersten Albumauskopplung vor 17 Jahren erfuhr.

Seitdem sind die Tuareg Tinariwen, Tamascheq für „Wüste“ oder „leerer Ort“, aber nicht mehr wegzudenken aus der blues-getränkten Sparte des Global Pop.

So stellt „Amadjar“ bereits das neunte Album der umtriebigen und rastlosen Berber dar, nur zwei Jahre nach dem ausführlich besprochenen „Elwan“.

Ihr genuiner Tuareg-Rock wirkt auch auf „Amadjar“ wie eine Express-Tablette: Stimulierend hypnotisieren die bluesigen Gitarrenmelodien den Hörer sofort in eine wohlig-warme Lagerfeuerdecke über sternenbesprenkelten Wüstenhimmel an einer nächtlichen Oasenstätte.

Tinariwen verstehen ihr Handwerk und stören sich keinen Deut daran, wenig Pop-Experiment zu wagen. Auch auf diesem Album dürfen westliche Musiker dezente Gäste-Spuren hinterlassen, aber die Gitarren- und Gesangsarbeit eines Cass McCombs, eines Stephen O’Malleys (Sunn O)))) oder eines Warren Ellis‘ von den Nick Caves Bad Seeds hält sich absolut in Grenzen.

Wie eine stoische Floßfahrt flussabwärts eines breiten Stroms entschleunigen die Songs von „Amadjar“ mit ihrem ähnlichen, aber nicht langweiligen Aufbau aus Gitarrenfundament und zumeist choralem Gesang in den Refrains.

Erst ganz am Ende, auf „Wartilla“ und „Lalla“, durchbrechen Tinariwen ihre gemütliche Formel und überraschen mit deutlich anderen Song-Varianten, die dann auch sogleich ihre Wirkung nicht verfehlen und zum Besten auf diesem wunderbaren Stück Blues-Rock ohne einzelnes Hit-Potenzial zählen.

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