Und ewig poltert die Revolutionsromantik. Refused untermauern erneut, dass es für alles einen Moment gibt. Einen.
Mit „War Music“ liegt nun das zweite Studioalbum der Comeback-Ära der mehr als erwachsen gewordenen schwedischen Prog-Punker oder Punk-Rocker vor.
Aber um Himmels willen nicht Hardcore-Punker, wie sich immer noch hartnäckig als Genreeinordnung finden lässt. Refused haben mit echtem Hardcore nichts gemein.
Das Wesen ihrer musikalischen Kraft liegt in grundsimplen Stomp-Rock-Hüpf-Nummern, zu denen man in jungen Jahren prima auf Großfestivalbühnen kollektiv moshen kann.
Sie sind strukturell den viel langsameren, grundsimplen AC/DC-Stampf-Rhythmus-Nummern nahe, welche wiederum – ein Schelm, der wagt, hier den Spiegel vorzuhalten und Legenden zu diffamieren – eine unangenehme Verwandtschaft zu deutschen Schunkelmusikverbrechen haben (die man Volksmusik nennt), und die in anderen Kulturen zum Glück für gänzlich anderes stehen können.
Auch „War Music“ ist einfach zu einfach. Natürlich impliziert dies das Genre zu einem gewissen Grad. Aber wie etwa Amyl And The Sniffers mit einfachsten musikalischen Mitteln auf die Kacke hauen, und wie es Refused machen, könnte nicht weiter auseinander liegen.
Es ist dieser absolute Ernst, wie da Revolutionsromantik-Posterboy Dennis Lyxzén in seinen, sich längst überlebt habenden, Röhrenjeans ernsthaft zu glauben scheint, die Weltrevolution und die gewaltsame Abschaffung des Kapitalismus stünde in ein, zwei Songs bevor, gepaart mit diesem Stadion-Prog-Punk Hüpfnummern, der sprachlos macht. Der Ernst.
Ansonsten muss man auch nicht die große Kritik-Keule auspacken. Einmal, nämlich 1998, hat dieser Sound ja auch ins Schwarze getroffen. Lyxzén und seine wechselnde Schar leben halt (und zwar ganz gentrifiziert gut) ihren Prog-Punk-für-die-Massen-Style.
Es gibt genug Menschen, die die Slogans von Refused hören wollen. Weniger, weil sie so überzeugend vorgetragen werden, als vielmehr, weil es einen Bedarf gibt, dass jemand sie sagt beziehungsweise schreit.