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Bonaparte – Live im Gloria, Köln

Man sagt über kleine Männer häufig, dass sie ihre Körpergröße mit anderen Dingen kompensieren. Man denke nur an Bonapartes Namensvetter Napoleon.

Im Kölner Gloria müssen die hinteren Reihen ihre Köpfe ganz schön recken, um Tobias Jundt alias Bonaparte mit seinen 1,63 Meter auf der Bühne zu erblicken. Eine überlebensgroße Show liefert der Berliner trotzdem ab.

Schon beim dritten Song fühlt sich das Gloria Theater an wie ein Hexenkessel, der auf höchster Flamme brodelt. Aber wie könnte das auch anders sein, wenn Bonaparte gleich zu Beginn seinen Überhit „Anti Anti“ in die Menge wirft und der Meute das gibt, was sie will. Party.

Und weil man mit mehreren besser feiern kann als alleine, hat Bonaparte zwei Tänzer mitgebracht, die dem Publikum in aufreizenden Outfits, kombiniert mit lasziven Bewegungen, einheizen.

Wem das schon so viel ist, der sollte lieber gleich den Raum verlassen, denn Bonaparte macht seinem Namen als expressiver Partykaiser, der seinen Trash-Zirkus domptiert – oder eben auch nicht – während des Großteils der Show alle Ehre.

Im Mittelteil des Konzerts wird es plötzlich auffällig ruhig, denn Bonaparte reiht alle Songs, die er von seinem aktuellen Album „Was mir passiert“ spielt, aneinander.

Während dieses Blocks könnte man glauben, man befände sich auf einem anderen Konzert. „Weinbar“ und „Neues Leben“ performt Bonaparte akustisch und sitzt dabei zurückgezogen auf dem Schlagzeugpodest, während er verträumt in die Menge schaut.

Die extrovertierte Rampensau, die sich vor einigen Minuten noch stage divend über die Publikumsmenge hat treiben lassen, ist nicht wiederzuerkennen.

Wirklich darauf einlassen tut sich das Kölner Publikum nicht. Bei „Neues Leben“ herrscht lautstarkes Gerede, so dass Bonaparte mehr als Hintergrundmusik bis zur nächsten Ekstase fungiert.

Da kommt es gerade recht, dass „Ich koche“ das Verbindungsglied zu den alten Songs ist, bevor Bonaparte die feiernde Menge fragt: „Do you want to party?“. Daran dürfte kein Zweifel bestehen.

Die Tänzerin hat sich derweil in einen Leoparden-Badeanzug geschmissen und bereist die Zuschauermenge zu „Quarantine“ mit einem Schlauchboot in Form eines schwarzen Schwans.

Der Name des letzten Songs des regulären Sets ist Programm. Zu „Too Much“ bedient der Tänzer sich mit vollen Händen an einer Tüte Croissants, die er jeweils angebissen in die Menge wirft.

Während Bonaparte sich in Rage singt, fallen bei den beiden Tänzern alle Hüllen und wem das noch nicht „Too Much“ ist, der darf noch dabei zuschauen, wie die beiden sich gegenseitig mit Kunstblut vollschmieren, während der mitgebrachte Montagsmaler auf dem letzten Bild des Abends mit der Niederschrift des Songtitels schriftlich festhält, was hier gerade passiert.

Zur Zugabe lässt Bonaparte sich gleich dreimal wieder auf die Bühne bitten. Wer „Anti Anti“ verpasst hat, hat noch eine weitere Chance, wenn auch diesmal im Afro-Beat.

Zu „May The Best Sperm Win“ , liefern sich die Tänzer im zweiten Zugabenblock ein Wrestling-Match mit weißen Handtüchern und spritzen jede Menge Champagner in die Menge.

Aber statt dieses Spektakel mit einem Knall zu beenden, erscheint Bonaparte zur dritten Zugabe alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne und entlässt das Publikum zu Feuerzeug-Schein in ruhigsten Tönen „Into The Wild“.

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