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Calexico And Iron & Wine – Live im Palladium, Köln

Es ist noch jede Menge Platz im Palladium. Obwohl der hintere Teil der Halle mit einem Vorhang abgetrennt wurde, kann man sich während der gesamten Show auch in den vorderen Reihen bequem bewegen, ohne dabei seinen Nebenmann zu berühren.

Dabei brauchen die meisten Zuschauer gar keinen Platz, denn das Palladium ist voll mit kuschelnden Pärchen, die sich im Arm halten und entspannt zu den leisen Tönen von Iron & Wine und Calexico schunkeln.

Der Sound ist für die Location außergewöhnlich gut und klar. Jede feine Nuance – sei es die des Trompeters oder die der beiden Stimmen von Sam Beam alias Iron & Wine und Calexicos Joey Burns – ist in dem gläsernen Sound perfekt nachzuvollziehen. Hier sitzt jeder Ton.

Besonders bei Songs wie „Burn That Broken Bed“ wird deutlich, wie sehr die sechs Musiker auf der Bühne miteinander harmonieren. Im Duett nur vom Schlagzeug unterstützt, verlieren sich Beam und Burns in perfektem Harmoniegesang, der nicht tonal brilliert, sondern auch in Sachen Intonation und Phrasierung.

Wenn sich beide dann noch auf den Tonsilben „Du-du-du“ ein Battle mit dem Trompetensolo liefern, fühlt man sich, als sei man auf einem Jazz-Konzert gelandet.

In dem bunt gemixten Set aus gemeinsamen Songs vom aktuellen Album „Years To Burn“, lassen Iron & Wine und Calexico keine Gelegenheit aus, Solo-Songs des jeweils anderen zu covern und verpassen beispielsweise Iron & Wines Klassiker „Naked As We Came“ einen gänzlichen neuen Melodiebogen inklusive virtuosem Gitarren-Picking.

Auch ein Song von Lucinda Williams schafft es ins Repertoire. Da die Country-Legende in Deutschland jedoch ein eher unbekanntes Dasein fristet, bleibt die Reaktion des Kölner Publikum verhalten.

Und genau da liegt der Knackpunkt des heutigen Abends. Der Funke will einfach nicht zu 100 Prozent überspringen. Ohne Frage liefern Calexico und Iron & Wine eine musikalisch perfekte Show, an der es an sich nichts auszusetzen gibt. Doch das gewisse Extra bleibt bis zum Ende des Konzerts aus.

Die Interaktion mit dem Publikum kommt nicht richtig in Gang und wirkt behäbig. So ist beispielsweise die Pause nach der Textzeile „I met my wife at a party / When I drank too much“ aus „Sixteen, Maybe Less” einen kleinen Moment zu lange, so dass das darauffolgende Lachen aus dem Publikum inklusive des Satzes „Ich bin froh, dass ihr das lustig findet“ forciert wirkt.

Höhepunkt ist „The Bitter Sweet“, der den gefühlten Sonntagabend kurz zum tatsächlichen Freitagabend macht und mit ausuferndem Mittelteil, in dem sich die Instrumente gegenseitig umgarnen und überschlagen, auch mal lauter wird.

Schade, dass Calexico And Iron & Wine es nicht bei mehr Songs des Abends schaffen, aus ihrem Korsett der schönen, beständigen Gemütlichkeit auszubrechen.

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