Thees Uhlmann kann man nicht böse sein. Nicht dafür, dass er „Fünf Jahre Nicht Gesungen“ hat und schon gar nicht dafür, dass er mit seiner letzten Platte auf den Spuren Bruce Springsteen-affiner Melodien wandelte.
Das dachten sich auch die vielen Gäste, die am gestrigen Donnerstag die Halle A des Werk 2 füllten, um mit ihm einen großen Konzertabend zu feiern.
Halb neun, nachdem der Bremer Grillmaster Flash (der ein wenig an Olli Schulz denken ließ) den Punk in Sottrum begraben hatte und vom Band passenderweise der Boss lief, betritt der Mann aus Hemmor mit seiner sechsköpfigen Rhythmusgruppe die Bühne.
Auf dem Programm steht eine Werkschau der Alben eins bis drei, mit Fokus auf dem Solo-Debüt, wird ein Großteil von dem zum Vortrag kommen, mit dem Thees Uhlmann in der Post-Tocotronic-Roadie-Zeit so nachhaltig wie authentisch seinen Namen an die Wand des Musikliebhaber-Herzens schrieb.
Der Protagonist ist, unterstützt von seinen kongenialen Begleitern, bei denen die Neu-Gitarristin Nitzan Hoffmann ein wenig herausragte, sofort in medias res, schießt nach der Stephen-King-Hommage „Danke Für Die Angst“ mit „Die Toten Auf Dem Rücksitz“ und „Zugvögel“ gleich zwei Gassenhauer vor.
Ein bisschen dauert es, bis der Funke übergesprungen ist, spätestens bei „& Jay Z Singt Uns Ein Lied“ (wobei die Ankündigung, den Casper-Part erstmals komplett allein zu rappen, der künstlerischen Freiheit entsprang: der Versuch hatte bereits beim diesjährigen Highfield-Gig Leipzig-Premiere) glüht die gesamte alte Industriehalle.
Thees Uhlmann bleibt der bodenständige Poet für anständige Charaktere und für die, die er in seiner albumtitelnden Hymne „Junkies Und Scientologen“ stellvertretend für alle, die aus den Zitronen des Lebens Limonade zu machen verstehen, würdigt.
Als dieser Song läuft, ist ist das Publikum – generationsübergreifend vertreten von mutmaßlichen Ohrenzeugen seiner „Und yes: I want to fuck on the first date“-Ansage vom Tomte-Auftritt im Januar 2006 bis zu deren Nachwuchs – der Sympathie des Niedersachsen restlos verfallen.
Nach zwei Stunden Netto-Musik und einer halben Stunde Plauderei über Leipzig, Magdeburg, die Toten Hosen und seine Familie sind die Lachse den Fluss hinauf geschwommen und es gibt in der Zugabe noch einmal Material von der Band Tomte, die offiziell immer noch Pause macht.
Von einem „glühenden Verehrer der Sachen des Lichts“ erzählt „Schreit Den Namen Meiner Mutter“, und glühende Verehrer des Thees Uhlmann bleiben auch alle, die einige Songs später beglückt in die kalte Nacht entlassen werden.