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Thees Uhlmann – Junkies Und Scientologen

Als Thees Uhlmann vor kurzem auf dem Highfield „Fünf Jahre Nicht Gesungen“ anmoderierte, sah man ihm an, wie erleichtert der Sympath aus dem niedersächsischen Hemmoor war, dass die Zeit der Enthaltsamkeit nun ein Ende gefunden hat.

Es dauerte, bis das dritte Solo-Werk an den Start gehen konnte, was an dem Schnitt lag, den er nach den Alben eins und zwei machte, den Veröffentlichungs-Zyklus zugunsten von Selbst- und Fremdbetrachtung einer Welt, der er – wie so viele andere – mit „ungebrochenen Unverständnis“ gegenüber steht, verließ.

12 neue Lieder, voll von präziser Beobachtung, Banalitäten und situativer Liebenswürdigkeit, geschrieben für Priester, Krankenschwestern, Schornsteinfeger, Stolperstein-Polierer, Junkies, Scientologen und alle, die sich darin wiederfinden, bündelt das neue Album.

Mit „Avicii“ auf die Brüderschaft im Geiste trinken, Steven King „Danke Für Die Angst“ sagen, die Scorpions in „Was Wird Aus Hannover“ rehabilitieren, „Katy Grayson Perry“ für das eigene Label gewinnen oder als „Der Fahrer, Der Frauen Nach Hip Hop Videodrehs Nach Hause fährt“ zur Verfügung stehen – viel steht auf der To-do-Liste.

„Mensch Ohne Angst Wissen Nicht, wie Man Singt“. Menschen mit Angst schätzen, dass Thees Uhlmann kein Blatt Papier zwischen sich und seine Gefühle lässt, entwaffnend zwischen trunkener Manie und nüchterner Unmöglichkeit formuliert, dies mit Texten, die sich persönlicher denn je und gewohnt verschlungen in ihrer Thematik erschließen.

Mit den Wunschproduzenten Simon Frontzek und Rudi Maier wurden die neuen Stücke in der Zeitlosigkeit angesiedelt. Ob Gitarren aus einer einfachen Klavierlinie pathetisch eine opulent-verdichtete Melodie entwickeln, „Ein Satellit Sendet Leise“ alles greifbare Instrumentarium einpreist oder sich „Immer Wenn Ich An Dich Denke, Stirbt Etwas In Mir“ auf das Notwendigste reduziert:

Die Arrangements legen sich wie eine warme Jacke um die Hörerschulter.

„Die Welt Ist Unser Feld“ und Hemmoor ist überall. Aber nicht jedes Hemmoor hat jemanden, der die Geschichten von dort und anderswo, sowohl in Stammheim als auch im Bundeskanzleramt, gleichsam authentisch erzählen könnte wie ein Thees Uhlmann.

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