Wir hatten nichts anderes im Kopf – Bombay Bicycle Club im Interview

Die Indie-Community ist entzückt! Der Grund: Der erlauchte Bombay Bicycle Club ist wieder am Start. Knapp fünf Jahre nach ihrem triumphalen Abschiedsgruß vor 20.000 begeisterten Fans im ausverkauften Londoner Earl Court drücken die Mannen aus Crouch End mit einem neuen Studioalbum („Everything Else Has Gone Wrong„) auf den Comeback-Buzzer. Wir trafen Sänger und Gitarrist Jack Steadman zum Interview und sprachen über emotionale Knackpunkte, neues Selbstvertrauen und pure Vorfreude.

MusikBlog: Jack, euer letztes Album „So Long, See You Tomorrow“ erschien im Februar 2014. Nach der darauffolgenden Tour habt ihr euch eine in puncto Dauer nicht näher definierte Auszeit genommen. Erinnerst du dich noch an den Moment, in dem das Ende dieser Auszeit feierlich besiegelt wurde?

Jack Steadman: Das war gar kein feierlicher Moment. (lacht) Ich meine, natürlich war es sehr emotional. Aber die Rahmenbedingungen waren eher unspektakulär. Ich saß mit Ed (Ed Nash, Bassist) in einem Pub und wir philosophierten ein bisschen rum. Ed erzählte mir, dass er die Band sehr vermisst und dass, falls ich und die anderen ähnlich fühlen, er auf jeden Fall wieder mit dabei sei. Das war so ein emotionaler Knackpunkt für mich. Plötzlich war da wieder dieses Feuer, das die ganzen Jahre nie wirklich erloschen war.

MusikBlog: Eigentlich wolltet ihr aber doch nur ein paar Jubiläumsshows zum zehnjährigen Geburtstag eures Debütalbums „I Had the Blues But I Shook Them Loose“ spielen, oder?

Jack Steadman: Ja, so war eigentlich der Plan. Wir waren damals nahezu alle mit verschiedensten Projekten beschäftigt. Ed beispielsweise nahm ein Album unter dem Namen Toothless auf. Jamie (Jamie MacColl, Gitarrist) ging nochmal zur Uni und machte seinen Master. Und Suren (Suren de Saram, Schlagzeug) war als Live- und Session-Musiker unterwegs.

Ich hatte auch ein Solo-Projekt namens Mr Jukes am Start. Irgendwann hieß es aber: Ey, euer Debütalbum feiert bald seinen zehnten Geburtstag. Da müsste man doch was machen, oder? Naja, so kam dann alles ins Laufen. Zunächst war nur von ein paar Shows die Rede. Aber wir hatten ziemlich schnell das Gefühl, dass das nicht so richtig passte. Wir haben uns dann hingesetzt und ausdiskutiert, ob wir das so wie eine alternde 80s-Band handhaben wollen oder aber uns eingestehen, dass wir alle noch keine 30 sind. (lacht)

MusikBlog: Letzteres führte dann zu…

Jack Steadman: …einem generellen Umdenken. Da wurde uns klar, dass da noch ganz viel Leben und Energie in uns steckt. Das ist schon alles ziemlich verrückt. Ich meine, ein paar Monate davor haben wir unser ganzes Equipment verkauft. Und dann dreht sich das Blatt plötzlich wieder, und wir sitzen gemeinsam mit John Congleton (Warpaint, Lana Del Rey, Goldfrapp, Amanda Palmer) in Los Angeles und nehmen ein neues Studioalbum auf. Wirklich abgefahren.

MusikBlog: Wann habt ihr euch dann erstmals intensiv mit dem Schreiben neuer Songs beschäftigt?

Jack Steadman: Das war ein Prozess. Die meisten Songs haben wir in Cornwall, im Haus eines Freundes von uns, geschrieben. Ed und ich haben uns da im Frühjahr 2019 ziemlich oft getroffen. Das war eine ziemlich verrückte Zeit. Einerseits wurden viele alte Erinnerungen entdeckt. Es gab viele Parallelen zu unseren Anfangstagen. Das war total spannend. Auf der anderen Seite haben wir aber auch gemerkt, wie sehr uns die Auszeit verändert hat – und zwar im positiven Sinne. Wir gingen viel selbstbewusster zu Werke.

MusikBlog: Wer oder was hat dich am meisten überrascht?

Jack Steadman: Eigentlich hatten wir alle eine breite Brust. Jeder von uns hat sich während der Pause und den damit verbundenen anderen Aktivitäten weiterentwickelt. Wir sind alle in dieser Zeit gewachsen. Die Songs „People People“ und „Good Day“ beispielsweise stammen größtenteils aus der Feder von Ed. Der hatte schon immer tolle Ideen im Hinterkopf. Aber durch die Arbeit mit Toothless hat er nun auch das nötige Selbstvertrauen, all diese Ideen auch mit uns zu teilen. Das ist großartig.

MusikBlog: Würdest du sagen, dass euch die Auszeit und die Nebenprojekte auch in puncto Sound und Texte zu einem neuen Level verholfen haben?

Jack Steadman: Auf jeden Fall. Wir haben seit unserer Jugend nichts anderes im Kopf gehabt als diese Band. Und als wir dann Erfolg hatten, lebten wir jahrelang im Album-Tour-Album-Modus. Da gehen einem irgendwann natürlich die Ideen und Inhalte aus. Wir konnten in der Pause unsere Horizonte erweitern, sowohl textlich als auch soundtechnisch.

MusikBlog: Ab Mitte Januar geht’s mit den neuen Songs auf große Tour. Pure Vorfreude oder auch ein bisschen Bammel?

Jack Steadman: Momentan nur pure Vorfreude. Frag mich kurz vor dem ersten Gig nochmal. (lacht)

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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