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Bibio – Sleep On The Wing

Mit Bibio ist das so eine Sache: Man kann sich nie ganz sicher sein, wie seine nächste Platte klingen wird, denn bei den bisherigen war vom Ambient-Album bis hin zum Indie-Pop-Longplayer alles dabei. Auf „Sleep On The Wing“ wandert er weiter auf dem Folk-Pfad seiner letzten Veröffentlichungen.

Erster Gedanke: Ach, hübsch. Dass mehr als nur „hübsch“ in diesem Album steckt, zeigt sich erst bei genauerem Hinhören. Der vorab veröffentlichte Titel-Track hat einen schönen, gut gemachten, freundlichen ersten Eindruck hinterlassen – er klang, um es in einem Wort zu sagen: nett.

Um ein ganzes Album zu machen, das nur die Ambition hat, wie die kleine Schwester von Sche*ße zu klingen, ist Stephen James Wilkinson alias Bibio aber ein zu vielseitig interessierter Musiker.

Und selbst, wenn man das Album am eindeutigsten in die klassische Folk-Schublade stecken kann, trifft auch diese Zuordnung den Nagel nicht hundertprozentig auf den Kopf.

Denn wer erwartet, der bärtige Brite würde zehn Tracks lang mit einer Klampfe in der Hand kitschige Lieder über Luft und Liebe singen, wird enttäuscht. „Sleep On The Wing“, angekündigt als Mini-Album, besteht zu einem Großteil aus atmosphärischen Instrumentals.

Diese klingen teils nach obskurem, fast in Vergessenheit geratenen 70er-Jahre-Folk à la Vashti Bunyan („A Couple Swim“):

Mal packt Wilkinson seine heißgeliebten Field Recordings aus, um das ganze Arsenal an Saiteninstrumenten, das er auf dieser Platte spielt, mit Naturgeräuschen zu untermalen, dann wieder meint man, radioheadesque-klingende Töne herauszuhören („Otter Shadows“).

Und wenn Wilkinson dann doch mal singt wie im Song „Oakmoss“, könnte man denken, Sufjan Stevens Bruder stünde am Mikrofon.

Obwohl so viele Assoziationen aufkommen, hinkt doch jeder Vergleich, den man zwischen Wilkinson und anderen Musikern zieht, irgendwie reicht keiner ganz aus. Ein Künstler wie Bibio, der sich schon in so vielen Genres ausgetobt und sich diese zu eigen gemacht hat, findet irgendwann in einer Fusion aus diesen seine eigene Stimme.

Auf „Sleep On The Wing“ klingt diese für unaufmerksame Zuhörer vielleicht zunächst nach niedlicher Hintergrundmusik, wer keine Tomaten auf den Ohren hat, merkt aber schnell, dass auch das 11. Album des Engländers viel tiefgründiger ist, als man zunächst vermuten würde.

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