Herrenmagazin, Jupiter Jones, Findus und Love A dürften für alle Fans von Deutsch-Indie, zu dem man sowohl pogend Bierduschen verteilen, als auch das sentimentale Katertief am nächsten Tag ausleben kann, Altbekannte sein.

Deswegen kann man bei Trixsis „Frau Gott“ auch nicht so richtig von einem Debütalbum reden. Am Mikrofon entleert sich Jörkk Mechenbier in nicht ganz so staccatohafter Manier wie bei seiner Hauptband Love A seines Unmuts über die Gesellschaft und die kleinen Dinge des Alltags.

Musikalisch wird er dabei von (ehemaligen) Instrumentalisten besagter Bands unterstützt. Wie das klingt? Das bringen Trixsi selbst am besten im Opener „Jana Lüttich“ auf den Punkt: „Anders, nicht schlechter. Aber anders“.

Dass Trixsi unweigerlich wie der kleine Bruder von Love A klingen, ist der Tatsache geschuldet, dass Mechenbiers Stimme in der deutschsprachigen Musiklandschaft unverkennbar ist. Trixsi lassen es aber eine deutliche Spur eingängiger zugehen als Love A.

Das zeigen beispielsweise Songs wie „Am Morgen“, der mit Gute-Laune-Power-Pop über die textliche Bitterkeit hinwegtäuscht und damit die perfekte Analogie zu inszenierten Scheinleben auf Social-Media-Kanälen liefert:

„Ich hab‘ Nick Cave verpasst auf einem Festival / Ich lag vollgekotzt im Zelt / Du hast gesagt, dass das gar nicht witzig ist / Hast geschimpft und schmollt (…) Ab morgen steh‘ ich früher auf / Ab morgen seh‘ ich besser aus / Ab morgen bin ich nie mehr ich selbst“.

Selbstoptimierungswahn und Erwartungshaltungen: drauf gepfiffen! Sowieso spielt Ironie eine große Rolle auf „Frau Gott“. Am besten beweist das „IroCityExpress“, der mit 1:20 Minute der kürzeste Trixsi-Song ist und über drei Akkorde folgende Zeilen in bester Spuk-Manier inklusive latent schiefer Oh-oh-oh-Einwürfen abreißt:

„Man kann nicht immer nur Trixsi hören und diesen Hamburg hippen Scheiß / Das hält doch wirklich keiner aus / Ich brauch‘ nen richtig fetten Punkrock-Song mit Strophe und Refrain / Tut mir sehr leid so sieht das aus / Ich will nur Punkrock jeden Tag“.

Da kann sich selbst Mechenbier am Ende das kurze Lachen nicht verkneifen.

Songs wie „7 oder 9″ sind mit ihrer textlichen Direktheit gepaart mit simplen Akkordstrukturen zwar offensichtlich, treffen mit ihrer Aussagen aber trotzdem den Kern der Sache.

Heutzutage ist sowieso schon viel zu viel viel zu kompliziert. Trixsi zeigen mit „Frau Gott”, dass man den Geist der Zeit auch ohne große Umschweife oder künstliche Kompliziertheit treffen kann, ohne dabei zu langweilen.

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