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Bully – Sugaregg

Vor 30 Jahren galt: Grunge ist, was auf Sub Pop erscheint. Das Indie-Label aller Indie-Labels hat sich davon schon lange frei gemacht, den Tod des Genres überwunden und in der Nostalgie seiner glorreichen Zeit heute wieder vielversprechende Epigonen im Raster.

Grunge ist folglich noch immer, was auf Sub Pop erscheint und Bully wie Garbage in großen Courtney-Barnett-Schlabberpullis. Wie Hole, nur nicht so bitchy. Wie Sonic Youth, in weniger dissonant.

Das dritte Album der Band aus Nashville ist eines vom Liebreiz der Heiserkeit. Und manches Mal so aufgekratzt, als ob Sängerin und Multiinstrumentalistin Alicia Bognanno die Power-Pop-Schlagseite der beiden Vorgänger-Alben mit Schmirgelpapier bearbeitet hätte.

In “Where To Start” rechnet sie mit einer gescheiterten Beziehung ab: “You turn me back into a child / Erratic, desperate, sad and wild,” und schimpft dabei extatisch. Am Ende der Platte gesteht sie „I don’t know what I wanted“.

Auf der vorab veröffentlichten Single finden sich zusätzlich Covers von Nirvana and Orville Peck, beide einst bei Sub Pop und Vorbild für die frei drehende, nonkonformistische Haltung der Band.

Die 30-jährige Bognanno, die an einer bipolaren Störung leidet, hat bei Steve Albini die Schulbank als Toningenieurin gedrückt, die beiden ersten Bully-Platten mit diesem Wissen größtenteils selbst produziert. Für “Sugaregg” hat sie sich erstmals mit St. Vicent– und The War On Drugs-Produzent John Congleton zusammen getan.

Das Ergebnis ist freier und differenzierter. Neben Half-Time Alternative-Rockern wie “Come Down” und “Hours and Hours” stehen mit “Not Ashamed” rasant punkige Abfahrten, die Knie aufschürfen und den Titel des Albums ad absurdum führen.

Ein “Sugaregg”, an dem man sich die Zähne ausbeißen wird, traut man sich, es zu versuchen.

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