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Hurts – Faith

Pure Verzweiflung, Laszivität und das allgegenwärtige Thema Isolation, von dem wir inzwischen alle die Nase voll haben – das fasst die thematischen Eckpfeiler des neuen Albums „Faith“ von Hurts ganz gut zusammen. Ob sich das miteinander verträgt?

Ein Blick auf die Namen der 11 Tracks lässt schon Schlimmes vermuten: Titel wie „Fractured“, „Liar“, „Numb“ oder „Darkest Hour“ finden sich da. Ob der Tatsache, dass Multi-Instrumentalist Adam Anderson schon vor Jahren über psychische Probleme sprach und Sänger Theo Hutchcraft ebenfalls verlauten ließ, wie sehr ihn der permanente Stress der letzten Jahre auch mental mitgenommen habe, schwant einem Böses.

Ganz so schlimm kommt es dann doch nicht. „Faith“ ist sicher kein reines Feel-Good-Album, wie Opener und Vorab-Single „Voices“ schon vermuten ließ. Psychische Probleme im Pop-Gewand? Kann daneben gehen, aber das Duo kriegt es gut hin, zwischen Kommerz und tiefsinniger Materie eine Brücke aus dunklen Klängen und hübschen Beats zu schlagen.

Das Zweischneidige ist ein Charakteristikum, das sich durch die gesamte Platte zieht. „Show me your sexy little intellect“ singt Hutchcraft auf einem Track, der sich „Suffer“ nennt – ein ganz schön pessimistischer Titel für ein Liebeslied. Aber in der Welt von Hurts ist sogar das Gefühl, auf jemanden scharf zu sein, ein Anlass, sich den Kopf zu zerbrechen: „I feel / I suffer / I lose myself in you.“.

Sexy klingt das trotzdem, wie auch die anderen Songs, die sich mit der Leidenschaft befassen. So beispielsweise „Slave To Your Love“, wo das Besingen einer toxische Beziehung von einem Chor unterstützt wird, welcher der Geschichte einer problematischen Liebe etwas fast Hymnisches verleiht.

Bleibt noch das leidige Thema Einsamkeit. Auch das ist auf „Faith“, dessen Material übrigens schon aus prä-pandemischen Zeiten stammt, ein wichtiger Punkt. Aber Hurts meistern auch die Bearbeitung dieses Aspekts, ohne in absolute Aussichtslosigkeit zu verfallen. Am Ende steht dann immer noch ein kleiner Lichtblick („Darkest Hour“).

„Faith“ beweist, dass Pop nicht zwangsläufig oberflächlich sein muss. Hurts bleiben sich treu und zeigen, dass die gängige Zuschreibung zum Goth-Pop ganz gut trifft, was sie da treiben. Manche Songs bleiben leider auf einem oberflächlichen Niveau, aber es gibt definitiv Highlights, die das wieder wettmachen. Als Ganzes funktioniert die Platte trotz des Themen-Potpourris ziemlich gut.

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