Derzeit hat man ja sowieso das Gefühl, die Welt hinge am seidenen Faden: Hiobsbotschaft folgt auf Hiobsbotschaft und es ist schwierig, nicht in einen gewissen Grundpessimismus zu verfallen.

Wenn zu diesen globalen auch noch gravierende persönliche Probleme kommen, kann man eigentlich nur resignieren. Oder? Lupin belehrt uns mit seinem gleichnamigen Debütalbum eines Besseren.

In der Indie-Welt ist Jake Luppen unter anderem durch seine Rolle als Sänger und Gitarrist von Hippo Campus kein Unbekannter. In den Pausen der über 100 Auftritten umfassenden „Bambi“-Tour seiner Band hat er einen Großteil des poppigen „Lupin“ geschrieben.

Dass diese Zeit für ihn nicht nur wegen des Tour-Stresses keine leichte war, hat Luppen bereits verlauten lassen. Zum einen hat ihn das Nachspiel einer Trennung beschäftigt, zum anderem musste er eine Weile mit einer unklaren Diagnose leben:

An seinem Gehirn wurde, nachdem er lange unter unerklärlichen Kopfschmerzen litt, eine Auffälligkeit festgestellt, von der er (bevor es Entwarnung gab) monatelang nicht wusste, ob sie tödlich sein könnte.

Da würde man doch vermuten, dass ein Musiker mit diesem Hintergrund ein ziemlich schwarzmalerisches erstes Solo-Album abliefern würde. Zumindest klanglich muss man widerspreche:

Die acht Tracks auf „Lupin“ sind gleichzeitig experimentell und eingängig, sogar mit nicht wenigen geradezu euphorischen Momenten gespickt. Die hohe Falsetto-Stimme, Pop-Maximalismus und die Mischung aus Synths, Gitarren und Drum-Loops kann man mögen oder nicht, irgendwie beeindruckend bleibt die Platte in jedem Fall.

Denn Lupin versteht es, seine düsteren Gedankengänge in so farbig-funkelnde Tanzschuhe zu stecken, dass sie eine bemerkenswerte Mischung aus Emotion und Spaß ergeben.

„Vampire“, der Song, der seine Reaktion auf die ominöse Diagnose thematisiert, ist ein edgy-grooviges Stück. Der Trennungs-Track „Murderer“ ist gleichzeitig stimmungsvoll und eingängig und „Gloomy“, bei dem man schon allein des Titels wegen ein trauriges Stück vermuten würde, reißt einen sofort mit, um dann doch noch melancholisch zu werden.

Jake Luppen aka Lupin hat in den letzten Jahren viel mitgemacht, resigniert hat er nicht. Schon allein dafür verdient er Respekt – aber auch dafür, dass er mit „Lupin“ ein Erstlingswerk vorlegt, das extrem private Probleme in funky Stücke verwandeln kann, die universell zugänglich sind.

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