Viel Vorstellung brauchen Nothing But Thieves wohl nicht mehr: Die britische Band zählt längst Muse zu ihren Fans und rollt seit der Veröffentlichung ihres selbstbetitelten Debütalbums die Alternative-Welt von hinten auf. Während „Nothing But Thieves“ vor allem zugänglichen Art-Rock bereithielt, bewies das Quartett auf „Broken Machine“, dass es auch vor einem Konzeptalbum nicht zurückschreckt. Mit „Moral Panic“ geht es nun in Richtung Stadionrock.
Mit einem Sound, der irgendwo zwischen The Killers und 30 Seconds To Mars ansiedelt, scheinen Nothing But Thieves nun eine noch größere Reichweite ansprechen zu wollen und widmen sich eher den musikalischen Effekten statt ehrlichem oder mutigem Songwriting.
Denn hinter aufgebauschten E-Gitarren-Tönen und dem langgezogenen Gesang von Frontmann Conor Mason stecken nur selten brauchbare Melodien. Stattdessen sind es dramatische Brüche wie im Titelsong „Moral Panic“ oder ein klischee-behafteter Einsatz von Drums („This Feels Like The End“), die den Sound der Band bestimmen.
Ist das schon eigenes Verschulden oder sind das die Rahmenbedingungen des von Ihnen gewählten Genres? Es scheint fast so, als würden Nothing But Thieves sich zwar eine Weiterentwicklung wünschen, dafür aber nicht ihre gewohnte und heimelige Blase verlassen wollen.
Ein wenig euphorischer Gitarreneinsatz hier und röhrender Gesang da sind gute Grundlagen, machen aber nicht jeden Song rund. Hinzu kommt der ausgiebige Schmuserock-Part während einiger Stücke des Albums:
„Free If We Want“ gelingt diese Balance zwischen rührseligem Einstieg und purer Lässigkeit. Darauf folgt mit „Impossible“ allerdings ein Schmalz-Walzer, den ein junger Jon Bon Jovi wohl heutzutage auch dahinschmettern könnte. Für Radio-Pop reicht es wohl immerhin.
Der letzte Song „Before We Drift Away“ startet zwar mit einer gewissen emotionalen Tiefsinnigkeit und entfaltet im Verlauf interessante Melodie-Wendungen inklusive Streicher-Einsatz.
Besonders schade: Auch, wenn Alternative-Rock nicht mehr den gleichen Stellenwert hat wie noch vor einigen Jahren, bringen Nothing But Thieves mehr als nur ein wenig Potenzial mit.
Durch Effekthascherei auf „Moral Panic“ oder das stumpfe Durchspülen von Emotionen machen sie sich das allerdings im Handumdrehen zunichte.