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Kala Brisella – Lost In Labour

Britische und Irische Post-Punk-Bands perfektionieren immer akkurater ihre wütend frustrierten Gitarren und geben Gas. In hiesigen Gefilden entwickeln sich immer mehr Bands über die Genre-Grenzen hinaus.

So macht Kala Brisella mit ihrem dritten Album „Lost In Labour“ den nächsten Schritt weg vom Sound des Debütalbums. Der Weg, den die drei mit “Ghost” eingeschlagen haben, scheint ein linearer ohne Umkehr. Viel Augenzwinkern braucht es auf alle Fälle, um das Cover zu honorieren.

Schon die erste halbe Minute zeigt – der Trend bleibt ungebrochen. „Ist dies mein Ende, oder ein Anfang?“, die erste Frage von vielen. Den philosophischen Fragen bleiben sie also treu. Ihrem Sound irgendwie auch, man erkennt sie sofort.

Irgendwie aber auch wieder nicht ganz. Reduzierter Start im alten Gewand, schnell abgelöst durch nostalgische Erinnerungen an die Neue Deutsche Welle. Man hört den Goldenen Reiter förmlich mit dem „Dark Star“ zur Sonne reiten. Theatralisch reduziert geht es zu Ende. „Ich möcht nur einmal glühn; verbrenn am Firmament“.

„Dafür“ bringt wieder mehr Kick. Hibbelig hegt es los, die Gitarre befreit sich schnell. „ich bin dafür, dass wir dagegen sind. Ich bin dafür. Ich bin dafür.“ Positive Worte wettstreiten mit desillusionierter Stimme. Wechselbad zwischen saugendem Flüstern und tanzbaren Stellen. „Und wenn dann alle dagegen sind; bin ich dafür; bin ich dafür“. Ohrwurm lädt ein zu Knoten im Hirn.

Die Singleauskopplung „Working Star“ zappelt sich abgehackt nach vorne. „Working Class Hero“ modern komplett neu aufgelegt. Tanzbarer Sarkasmus. Hüpfig poppig mit Schnarren im Hintergrund.

„I c h“ nimmt das Tempo wieder komplett raus. Schimmert die zitierte Zukunft wirklich positiv? Die Fragen nehmen kein Ende. Der Sound schmiegt sich zögerlich um die schmeichelhaften Stimmen.

„Alle Macht geht an alle; alle Macht für niemanden; niemand mehr an die Macht; denn niemand ist dafür gemacht“. Ton Steine Scherben intellektuell in einem mitreißenden Refrain mit Zungenbrecher-Charakter gepimpt. Das namengebende „Lost In Art“ hüpft fröhlich vor der Bühne herum und wedelt dabei mit den Armen.

Die drei Berliner haben ihren Weg in der brandenburgischen Abgeschiedenheit konsequent weitergedacht, ohne sich dabei untreu zu werden. Latent schwelende Gesellschaftskritik wird mit einem Augenzwinkern oder einem Tränchen in modernen Post-Post-Punk-Sound gepackt.

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