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Clap Your Hands Say Yeah – New Fragility

„Upon This Tidal Wave Of Young Blood“ war laut Selbstauskunft von Alec Ounsworth der einzige politisch motivierte Song, den er jemals geschrieben hat. Dieser stammt vom unvergessenen Clap Your Hands Say Yeah-Debüt, inzwischen stolze 15 Jahre alt.

Dass mit „Hesitating Nation“ und „Thousand Oaks“ dato gleich zwei derartig gelagerte Songs auf der neuen Platte finden, macht die Übergriffigkeit der gesellschaftunterwandernden „New Fragility“ auf ein Künstlerleben akustisch spürbar.

Die von bittersüßer Melancholie begleitete Leichtigkeit von einst ist dem Ernst der Lage gewichen, wenngleich die neuen Stücke keine Trauermärsche geworden, und genügend Momente der Zuversicht in ihnen platziert wurden.

Obwohl das penetrante Organ von Alec Ounsworth eine gewisse Stressresistenz verlangt und vermutllich niemand ernsthaft böse wäre, würde dieses weniger dominant abgemischt, gibt es – am Gesang vorbeigehört – feine Nummern zu entdecken, schickt sich „Dee, Forgiven“ trotz Country-Ausflug an, als Coldplay-Song aus deren besseren Jahren durchzugehen.

Der Titelsong rattert charmant über das Indie-Gleis, tendiert „Innocent Weight“ vom Kammer-Pop über den Dialog von Violine und Gitarre schließlich zum Shoegaze, ist der „Mirror Song“ über weite Strecken klavier-getragene Ballade, die sich, wie so oft bei den Männern um Ounsworth, durch sukzessive Erweiterung des Instrumentariums zur vollen Pop-Blüte entfaltet.

Wenn „CYHSY, 2005“ von Streichern getragen jene Zeit Revue passieren lässt, als die Band noch vor der ersten Platte mit Hilfe des Internets berühmt und später zur „Hot New Band“ des Jahres vom Rolling Stone gekürt wurde, wird schmerzlich bewusst, wie wenig sie sich in den Folgejahren im musikalischen Langzeitgedächtnis verankern konnten.

Schon „Hysterical“ lieferte 2011 viel Gefälliges, vermochte – im Gegensatz zum Referenz-Song „Is This Love?“ vom Karriere-Kick-off – letztlich aber auch keinen Track zu platzieren, der Langlebigkeit-Potential hatte, „New Fragility“ knüpft hier an.

Denn so sehr sich der wilde Stil- und Stimmungsritt vom intensiven Album-Highlight „Went Looking For Trouble“ darum bemüht: der Nachhall, den die Platte hinterlässt, bleibt fragil so wie ihr Titel.

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