Nach dem Hype das Niveau zu halten, kann eine Herausforderung sein. Wieso sich also nicht gleich von allen Zwängen befreien? So ähnlich könnte auch der Plan von Goat Girl gewesen sein.

Drei Jahre nach dem viel gelobten, selbstbetitelten Debütalbum und der Umbesetzung von Bassistin Naima Jelly präsentiert das Quartett den Nachfolger „On All Fours“.

Mit dem neuen Mitglied Holly Mullineaux alias Holy Hole an Board, bewegen sich Goat Girl laut eigener Beschreibung fort von konfliktfreudigen Lyrics. Ihre Musik soll stattdessen Menschlichkeit und „achtsames Wohlbefinden“ ausstrahlen und erkunden.

Wer jetzt an Klangschalen und entspannte Yoga-Töne denkt, hat allerdings weit gefehlt. Die Band aus South London bleibt ihrem Genre trotz Weiterentwicklung treu und hält sich in den breit gefächerten Post-Punk- und Indie-Sphären auf.

Das macht der Opener „Pest“ auch direkt deutlich. Mit lässiger 90s-Slacker-Attitüde und sanften, aber nicht allzu sauberen Saitensounds türmt der Song sich im Verlauf auf und wird nochmal so richtig spannend, wenn der Gesang Mehrstimmigkeit erreicht.

Bei „Jazz In The Supermarket“ zeichnet sich hingegen die angekündigte Entdeckungsreise ab. Elektronische Sounds, sanfte Drums und buntes Instrument-Sammelsurium bilden die Grundlage für eine Klangspielerei, die sich trotz dem Ausbleiben typischer Elemente tatsächlich irgendwie nach Jazz anfühlt.

Lyrics kommen hier gar nicht erst zum Einsatz, stattdessen bleibt der Gesang bei einem leichten Säuseln von Frontfrau Clottie Cream. Mit „Jazz In The Supermarket“ gelingt es Goat Girl aber auch ohne Worte, mit Emotionen und Tempo-Wechsel zu spielen.

In „P T S Tea“ schlagen Goat Girl mit Trompete und Synthie-Tönen dann geradezu heitere Töne an, wissen aber auch hier, wie sie einen klirrenden Slacker-Sound unterbringen können.

Kunstvolles Understatement lautet auf „On All Fours“ trotz allem Klimbim die Devise. Auch „Sad Cowboy“ und „The Crack“ glänzen mit diesem Gleichgewicht, ohne wie bloße Abziehbilder voneinander zu erscheinen.

„On All Fours“ überrascht und macht Spaß, aber eben niemals zu viel.

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