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Goat Girl – Goat Girl – Abgeklärter Weltekel

Goat Girl sind keine Band, Goat Girl sind eine Gang. Deshalb hören die vier Musikerinnen aus London auf herrlich bescheuerte Kampfnamen, mit denen sie auch beim Roller Derby antreten könnten: Clottie Cream, L.E.D., Naima Jelly und Rosy Bones. Und vor dieser Gang sollte man sich in Acht nehmen, das kriegt der perverse Gaffer aus dem Song „Creep“ ihres Debütalbums „Goat Girl“ gleich zu spüren: „I really want to smash your head in.“

Trotz dieser blutigen Kampfansage bleibt die Musik handzahm, mimt den Wolf im Schafspelz. Bass und Schlagzeug geben einen schunkelnden Rhythmus vor, im Hintergrund fiedelt eine Geige und auch Sängerin Clottie Creams tiefe Stimme klingt eher abgeklärt als wütend, wenn sie ihre Drohung singt und bei jeder Wiederholung die Silben breiter dehnt.

Immer wieder schimmern solche Country-Einflüsse unter der Post-Punk-Oberfläche der 19 Songs von „Goat Girl“ hervor, und auch die unterkühlte Zurückhaltung von „Creep“ ist durchaus typisch für die Band, die sich nach einem Sketch des verstorbenen amerikanischen Comedians Bill Hicks benannt hat. Denn Goat Girl sind strenge Architektinnen, die ihre im Schnitt zweiminütigen Songs in eine strikte Form pressen, aus der sie nur selten ausbrechen.

Zwielichtige Gestalten wie der Gaffer aus „Creep“ bevölkern Clottie Creams Songtexte in Scharen, weshalb aus ihren Zeilen häufig Weltekel tropft. Mit der Menschheit im Ganzen („Country Sleaze“) und ihren britischen Mitmenschen im Speziellen kann sie wenig anfangen.

Goat Girls Verhältnis zu Großbritanniens Bevölkerung wurde spätestens am 24. Juni 2016 irreparabel beschädigt: Ausgerechnet an dem Tag, an dem Goat Girl ihren ersten Plattenvertrag bei Rough Trade unterschrieben, stimmte Großbritannien für den Brexit und nahm dem Quartett so die Freude an diesem Ereignis. Na danke!

Doch auch ihrem Ekel lässt Clottie Cream nur selten freien Lauf, meist singt sie sogar mit einem gewissen Desinteresse von der kaputten Welt oder garniert ihre Zeilen mit einer Prise Humor. So könnte „The Man With No Heart Or Brain“ auch eine Figur in einem Kinderfilm sein und die Musik des Songs erinnert mit ihrer fröhlich hüpfenden Melodie ebenfalls an ein Musical für Kinder.

Apropos Musical für Kinder: Eine gute Gang bleibt stets unberechenbar, deshalb beenden Goat Girl ihr großartiges Debütalbum mit der Coverversion des Songs „Tomorrow“ aus der Musicalkomödie „Bugsy Malone“ von Alan Parker aus dem Jahr 1976. Doch damit noch nicht genug – angeblich arbeiten Goat Girl auch schon an einem Cover von Britney Spears‘ Welthit „Toxic“. Wir sind gespannt!

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