Alle, die Fans des britischen Indie-Rock der glorreichen ersten Dekade des 21. Jahrhunderts sind, haben mit großer Wahrscheinlichkeit ihre eigene Geschichte zu „Books From Boxes“ von Maxïmo Park.

Zu keinem Lied – okay, vielleicht zu „Mr. Brightside“ von den Killers – konnte man besser verblühte Liebe wegtanzen statt beweinen oder eben genau das tun, worüber Paul Smith mit seinem charmanten Akzent so pointiert singt.

Denn was würde besser zu der Nostalgie einer leergeräumten Wohnung und dem leichten Prickeln im Bauch ob des neuen Lebensabschnitts passen als Zeilen wie: „You spent the evening unpacking books from boxes / You passed me up so as not to break a promise / Scattered polaroids and sprinkled words around your collar“.

Aber die Indie-Kids von damals sind ihrer Sturm- und-Drang-Phase entwachsen. Zwar schlagen die ein oder anderen sich immer noch die Nächte um die Ohren – allerdings längst nicht mehr unter den Lichtern der Stadt, sondern wohl eher im trüben Schein eines Nachtlichts, weil der Säugling schon wieder nicht schlafen will.

So geht es auch Maxïmo Park. „Nature Always Wins“ ist das mittlerweile siebte Studioalbum der Briten. Man ist Vater geworden und daher ist der Fokus auf die Natur vielleicht kein Zufall. Schließlich will man die nächste Generation nicht in einem Trümmerfeld zurücklassen, auch wenn sich diese Welt zwischen Pandemie und Klimawandel gerade genau danach anfühlt.

Dementsprechend überrascht es nicht, dass „Nature Always Wins“ nicht so stürmisch ist, wie man die Band zu ihren Debützeiten kennengelernt hat. Und trotzdem, gerade Songs wie „Ardour“ oder „I Don’t Know What I’m Doing“ dürften mit ihren zackigen Gitarrenriffs die Herzen der Fans der ersten Stunde höherschlagen lassen.

„Versions Of You“ überzeugt mit ebenjener beschwinglichen Melancholie, die den Schmerz zwar fühlbar macht, aber viel mehr belebt als beschwert.

Gegen Ende von „Nature Always Wins“ geht es eine Spur ruhiger zu. „Feelings I’m Supposed To Feel“ beschwichtigt als ruhige Soft-Pop-Nummer und liefert mit Vogelgezwitscher am Ende auch noch die im Titel versprochene Portion Natur.

„Nature Always Wins“ ist der Beweis dafür, dass Altern nicht gleich Stillstand bedeutet.

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