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Smerz – Believer

Manchmal braucht es keine Metaphern oder kreativ zusammen gesponnene Songtitel. Manchmal ist es am besten, Dinge geradewegs zu benennen. Beispielsweise, wenn es um Musik und deren Klang geht.

So handhaben es auch Smerz auf ihrem Debütalbum „Believer“. Das Duo, bestehend aus den zwei Osloerinnen Henriette Motzfeld und Catharina Stoltenberg, versucht gar nicht erst, mit dem Sound hinter den Songtiteln zu überraschend. Hier steht fast immer drauf, was auch drin ist.

Wie etwa im Opener „Gitarriff“, in dem sich genau dieses Element zwei Minuten düster, bedrohlich und stellenweise schrill präsentiert.

Ein ähnliches Konzept verfolgt „Versace Strings“, in dem vor allem Saiten zu hören sind. Hier ist die Stimmung allerdings um einiges ausgeglichener und sanfter als beim Opener. Wirklich zu Wort kommen die beiden Musikerinnen aber in keinem der beiden Stücke.

Und überhaupt steht Gesang auf „Believer“ nicht im Vordergrund. Motzfeld und Stoltenberg setzen eher auf Reduziertes und doch Experimentelles. „Believer“ ist allerdings keine Instrument-Studie, bei der pro Song eins mit allen Mitteln bespielt wird.

Es ist auch ein Kompromiss zwischen Kopenhagens Techno-Szene, europäischer Kammer-Musik, Oper und traditioneller Volksmusik aus Norwegen. Das sind die musikalischen Welten, mit denen Smerz sich verbunden fühlen.

Ihr Debütalbum fügt diese teilweise paradoxen Genres zusammen – vieles ergibt dabei erst auf den zweiten oder dritten Versuch Sinn. Abholen kann „Believer“ seine Zuhörer wahrscheinlich aber eher durch Faszination.

Wenn im Titelsong industrielles Wummern auf charmant-akzentlastigen Sprechgesang trifft, gleicht das nämlich keinem Hit im klassischen Sinne. Bei Musik, die sich als Kunst versteht, ist das aber nicht weiter tragisch.

Smerz machen eben nicht nur Musik, auf die man sich einlassen muss, sondern die auch eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Die Songs scheinen schleppend voran zu gehen, obwohl sich in fast jedem Takt eine neue Richtung ergibt.

Hier muss „Believer“ sich einem Problem stellen, das nicht selten bei experimenteller Musik vorkommt: Das Album wird anstrengend.

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