Es war kein weiterer Gang ins Studio nötig, um das zweite The-Smile-Album innerhalb weniger Monate einzuspielen. Thom York, Mike Skinner und Jonny Greenwood nahmen „Cutouts“ zeitgleich mit „Wall Of Eyes“ auf, an den gleichen Orten (Oxford und Abbey Road Studios), mit den gleichen Gästen (London Contemporary Orchestra) und wieder mit Sam Petts-Davies als Produzent.
Die zehn Nummern hätten gemeinsam mit den Stücken auf dem Vorgängern zwar ein wirkgewaltiges Doppelalbum abgegeben, aufgrund der Gefahr von Überfrachtung, die die Experimentierkunst der Protagonisten auslöst, war es wahrscheinlich besser, etwas Luft zwischen beiden Platten zu lassen.
Im Zusammengehen von Thom Yorke – der zuletzt einen Soundtrack für „Confidenza“ vorstellte – und Jonny Greenwood – ebenfalls aktuell mit Filmmusik-Komposition beschäftigt – mit dem Freigeist-Schlagzeuger Mike Skinner – mit seinen letzten Solowerken auf Jazz-Festivals unterwegs – klingen die beiden Radiohead-Recken einmal mehr nach fortgesetztem Abschied von dem, was sie der Musikwelt bisher hinterließen.
Wie die vier Auskopplungen – „Foreign Spies“ in Ambient gewandet, „Zero Sum“ als atemlos-frickeliges Elektrostück, „Don’t Get Me Started“ im eleganten Noir-Design und „The Slip“ mit perkussion-fokussierter Düsternis – stellt der Rest der Aufnahmen jeweils komplett voneinander losgelöste Klangwelten in den Raum.
„Instant Psalm“ entwickelt märchenhafte Magie, zu der die Streicher passend zwischen Euphorie und Resignation changieren und Thom York von den vielen Facetten der Leere singt; verliert sich „Colours Fly“ von Unruhe getrieben in Kakophonie, um von den Drums eingefangen wieder in einen Takt zu finden, in dem die Trompete weiter ihren Platz sucht.
„Eyes & Mouth“ spielt die Neo-Prog-Karte; kippt die loungige Bar-Atmosphäre von „Tiptoe“, in dem das einsame Klavier von Keyboards überwältigt und in eine David-Lynch-artige Zwischenwelt überführt wird. Zugänglich und tanzbar dagegen „No Words“, dessen treibender Bassmotor erst am Ende ins stottern kommt.
„Cutouts“ ist mehr als eine Reprise von „Wall Of Eyes“ und ein intensives und anstrengendes Hörerlebnis für alle, die sich auf die Free-Jazz-Indie-Pop-Rock-Exzesse von The Smile einlassen können.