The Offspring sind ein Phänomen für sich. Auf der einen Seite werden sie fast auf jeder Party gespielt, sind in unzähligen Playlisten zu finden und gehören mit NOFX, Green Day und Millencolin zu den Bands, die definitiv jeder schon einmal auf einem Festival live gesehen hat. Kurz gesagt: The Offspring sind seit mehreren Jahrzehnten auf jeder “Hochzeit” zu finden.

Auf der anderen Seite bringen viele die vier Musiker um Bryan Holland nur mit Songs wie “Self Esteem”, “The Kids Aren’t Alright”, “Why Don’t You Get A Job” und “Pretty Fly (For A White Guy” in Verbindung. Alben wie “Smash” (1994) oder “Americana” (1998) stehen in fast jedem CD-Regal, haben bis heute Legendenstatus, doch gefühlt endet dort für viele das Kapitel The Offspring.

Dieser Zustand soll, wenn es nach The Offspring geht, ein Ende haben. Mit “Let The Bad Times Roll” kommt ihr zehntes Album auf dem Markt. Dass der Albumtitel nicht zu 100% stimmt, kann man schon mal vorneweg sagen, aber der neue Longplayer hat viele Momente, die das ein oder andere Herz ganz schnell schlagen lässt.

Neun Jahre sind seit ihrem letzten Album “Days Go By” vergangen. Eine lange Zeit, die The Offspring intensiv für die Musik, aber auch für private Ziele genutzt haben. Vier Monate pro Jahr waren für Tourneen verplant, Dexter Holland nutzte die freie Zeit, um auf dem Gebiet der Molekularbiologie zu promovieren (ja – er hat jetzt einen Doktortitel) und in der restlichen Zeit arbeiteten The Offspring an ihrem neuen Album.

Mit “This Is Not Utopia” startet “Let The Bad Times Roll” sofort ziemlich kompromisslos. Der Opener ist jetzt nicht der Überflieger unter den Offspring-Songs, aber brummt noch Minuten später im Schädel und legt mit seinem schnellen Tempo die Messlatte schon weit nach oben.

Weiter geht es mit dem Titeltrack “Let The Bad Times Roll”. Dieser Song klingt beim ersten Hören so, als ob Bryan Holland, Noodles und Co. all ihre Ideen in ein Song gepackt haben. Der Song klingt wie eine Art Billy Talent meets The Hives auf Off Beat, mal weich, mal hart – immer schön im Wechsel.

“Army Of One” und “Breaking The Bones” liefern lustigerweise dazu nicht nur die passenden Namen, sondern auch die geballte Ladung Energie. Beide Songs könnten locker auch von den ersten Offspring-Alben stammen und keiner würde es merken.

Das mit “Coming For You” im Jahr 2015 die erste Single aus “Let The Bad Times Roll” veröffentlicht wurde, ist vermutlich vielen entfallen. In guter alter Festival-Manier geht einem dieser Song mit seinen Drums à la Gary Glitter, gepaart mit seinem gigantischen Refrain, schnell in den Ohren. Der Titel kommt in Kombination mit den anderen Songs perfekt in Geltung und ist definitiv das Highlight auf dem neuen Album.

Songs wie „We Never Have Sex Anymore“, „The Opioid Diaries“ oder die zwei langsameren „Gone Away Requiem“ und „Lullaby“ machen ebenfalls Spaß und zeigen deutlich, dass The Offspring mehr können als nur Krach.

Beim Hören des neuen Albums wird wahrscheinlich jedem Offspring-Fan das Herz weich. Harte Riffs, ein dröhnender pulsierender Bass und ein Schlagzeug, dass jedem Duracell-Hasen das Wasser reichen kann – The Offspring finden zurück zu alter Punkrock-Manier und können es locker mit den neuen jungen Bands aufnehmen.

Dennoch: “Let The Bad Times Roll” würde in einer abgespeckten Variante super als EP funktionieren. Die meisten Songs haben viel Potential und tolle Momente – leider kommen diese das ein oder andere mal zu kurz.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Nathaniel Rateliff And The Night Sweats – South Of Here

Album

Hermanos Gutiérrez – Sonido Cósmico

Album

The Arcs – Electrophonic Chronic

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke