Mit seinem letzten Soloalbum „Hammer & Michel“ erntete Jan Delay deutlich mehr verbale Schellen als Applaus. Spurlos vorbeigegangen scheint das an dem Hip-Hop-Veteranen nicht zu sein. Denn mit „Earth, Wind & Feiern“ besinnt sich der Beginner nicht nur musikalisch auf seine Wurzeln, sondern kommentiert die eigene Vergangenheit gleich zu Beginn mit einem Schmunzeln.

„Fresher denn ever, endlich wieder meinen Job machen. Nach einer Rock-Platte, auf die keiner Bock hatte“, heißt es im „Intro“, das mit einer Bläserfanfare eingeläutet wird, bevor Jan Delay seine Zeilen mit einem Nachdruck liefert, den man zuletzt bei „Ahnma“ gehört hat.

Man muss sich nur die Feature-Liste von „Earth, Wind & Feiern“ angucken, um festzustellen, dass Jan Delay den missglückten Ausflug in die Rockmusik nach einem Versuch an den Nagel gehangen hat. Neben Bandkollege Denyo, steuern auch Summer Cem oder der längst im Mainstream angekommene Marteria Gastauftritte bei.

Und um auf Nummer sicher zu gehen, hat der Hamburger sich mit FijiKris von Kitschkrieg gleich noch einen der angesagtesten Produzenten des Genres mit an Bord genommen. Im Rahmen dieses abgesteckten Feldes bewegt Delay sich, soweit es die Federung des Absperrbands zulässt.

Justin-Timberlake-Reminiszenzen paaren sich in „Spaß“ mit derben Beats, die sich im Refrain zu einem Seventies-Dancefloor verwandeln, bei dem die Diskokugel mit den Streichereinwürfen um die Wette glänzt.

Während der Titel fröhliche Leichtigkeit suggeriert, geht Delay textlich in die Tiefe: „Ist schon alles ziemlich trist / Wenn man besorgter Bürger ist (…) Eine Katastrophe wär‘s auch kulinarisch / Denn exotische Aromen sind nicht arisch“.

Was wäre passender, als einen Song später in wärmere Gefilde aufzubrechen? In „Zurück“ verortet der Latin-Beat nicht nur die gefühlte Geographie, sondern lädt zum Salsa ein. Wen das noch nicht überzeugt, der dürfte spätestens mit den Mariachi-Bläsern die letzten Zweifel in den Ozean werfen und die Tanzschuhe anziehen.

So knallbunt wie das Cover von „Earth, Wind & Feiern“ daherkommt, ist auch die Musik auf Jan Delays fünftem Studioalbum: Im Herzen Hip-Hop, aber die Arterien verzweigen sich organisch in jegliche Genrerichtungen.

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