Erfolg hat seinen Preis, und nicht nur den, der Mecury Prize heißt. Für Wolf Alice bedeutete das neben dessen Gewinn auch ein stressiges Tour-Leben als unmittelbare Folge von „Visions Of A Life“.
Abstand war angesagt, ihr drittes Studioalbum entstand in Südwestengland, ein Haus in Somerset war Fluchtpunkt für die Indie-Popper, wo in Ruhe die Ideen für neue Songs gesammelt wurde, nach den Erwartungen, die der Vorgänger generierte, alles andere als einfach.
Die Single „The Last Man On Earth“ deutete das Ergebnis bereits an: der Sound des Quartetts tendiert auf „Blue Weekend“ mit immer ausgereifteren Songs mehrheitlich zum Atmosphärischen; lassen verdichtete Arrangements das Unbekümmerte der Post-Punk-Pop-Perlen, die das Debüt „My Love Is Cool“ dominierten, weiter schwinden.
Die Platte bündelt, was die Demo-Aufnahmen in einer umgebauten Kirche eingeatmet hatten, was bandintern im Feldversuch über gedämpften Film-Trailern auf seine emotionale Wirkung getestet, in Belgien eingespielt und von Produzenten Markus Dravs, dessen Referenzliste neben Arcade Fire und Florence + The Machine diverse weiter Hochkaräter umfasst, veredelt wurde.
So dominant wie vielschichtig mittlerweile der Gesang, mit dem Ellie Rowsell ihre Geschichten von Licht und Schatten des Daseins erzählt. Er plätschert in sanften Wellen an „The Beach“, ähnelt in „Safe From Heartbreak (If You Never Fall In Love)“ einem Folk-Chor und jubelt in „How Can I Make It OK“ die Melodie heraus, perfekt in Szene gesetzt vom stimmigen Instrumentarium.
Gitarren, Schlagzeug und Bass versetzen „Delicious Things“ in ein schwereloses Gleiten, sorgen während „Lipstick On The Glass“ für Shoegzaze-Ausflüge inmitten von Dream-Pop sowie die intimen „No-Hard-Feelings”-Augenblicke, schicken „Feeling Myself“ in die Welt pathetischer Melancholie.
Richtig laut zur Sache geht es auch noch, deutet „Smile“ an, was „Play The Greatest Hits“ vollendet, leistet sich der „Yuk-Foo“-Pendant einen Bruch mit dem kompakten Grundkonzept der Platte.
Wolf Alice spielen mit „Blue Weekend“ endgültig in der Premier League, werden die Tradition großer britischer Bands wie Catatonia fortsetzen.