Maeckes leidet an Strukturzwang, was seine Arbeit angeht. Zumindest wäre das eine mögliche Erklärung dafür, warum auch das dritte seiner Soloalben – wie bereits dessen Vorgänger – auf einen Namen mit lediglich vier Buchstaben hört.

Und „Pool“ macht seinem Namen alle Ehre. Zumindest, wenn man sich nicht ausschließlich auf die nasskalte Sommererfrischung bezieht, sondern vielmehr Begriffe wie „Mixtur“ als Synonym zum Titel heranzieht.

Maeckes hat sich nie so eindeutig seine Sparte als Solokünstler gesucht wie seine Bandkollegen von Die Orsons: Nicht ansatzweise so düster wie Tua, aber auch nicht so spaßfixiert wie Kaas oder Bartek, sondern irgendwas dazwischen.

Es passt also, dass Maeckes auf „Pool“ einfach alles durcheinander mischt, was sich nicht wehrt: Von Politik zu Selbstzweifeln, von schmalzigen Streichern zu panischen Diskobeats oder japanischem Autoradio.

Man sollte „Pool“ ein bisschen Zeit geben, denn mancher Zauber entfaltet sich erst nach mehrfachem Hören: Sei beispielsweise „Emilia“, dessen befremdlich metallischen Samba-Beat man zu Beginn unbedingt auf die Sprünge helfen will, weil man sonst fürchtet einzuschlafen.

Aber nach einigen Repeats versucht man nicht nur unterbewusst die verstockten deutschen Beine in lateinamerikanische Tanzschuhe zu zwängen, sondern pfeift auch Minuten nach Ende des Songs noch munter den Refrain vor sich hin. Sommerhit 2021? Möglich wärs.

Des Weiteren sei den Hörern ans Herz gelegt, unbedingt jegliches Begleitmaterial zu „Pool“ auszuchecken. Nicht umsonst hat Maeckes die letzten Jahre damit verbracht, seine Videokünste pedantischst auszufeilen. Viel mehr als ein bloßes Hintergrundschauspiel liefern die Clips tiefergehende Einblicke in die Geschichten hinter den Lyrics und überzeugen auf ganzer Linie.

Als wäre das nicht schon genug, hat Maeckes sich außerdem die Mühe gemacht, zu jedem Song des Albums ein eigenes „Exclusive“ via YouTube zu veröffentlichen. Rap at its purest:

Über vorproduzierte Beats lässt Maeckes seinen Gedanken zu der jeweiligen Thematik freien Lauf und hat dabei längst keine Angst mehr, das stereotypische Image des bösen Hip-Hoppers hinter sich zu lassen. Die Zeiten, in denen Maeckes als selbsternanntes Arschloch durch die Welt ging, sind vorbei.

Und okay. Manchmal geht das eine kleine Spur zu weit. Denn wenn es in „Swimmingpoolaugen“ zu einer simplen Melodie über kitschigen Streichern heißt: „Und dein Spiegel findet dich manchmal nicht schön / Ich wünsche du könntest dich mal durch meine Augen sehen“, fragt man sich kurz, ob man sich fälschlicherweise in den Backkatalog von Wincent Weiss verirrt hat.

Aber wenn Maeckes dann gleich im nächsten Song „Zu sensibel“ mit derbem Beat und selbstironischem Text seine eigene, toxische Männlichkeit auf den Prüfstand stellt, schafft das sogleich auch die Daseinsberechtigung für die vorangegangenen drei Minuten.

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