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Olli Schulz – Vom Rand der Zeit

Die 20er dieses Jahrtausends waren bisher unter dem Strich ganz sicher keine schönen Zeiten für Musiker*innen, die nicht unbedingt als Top-Seller im Business gelten. Gut, wenn die Künstler *innen da etwas breiter aufgestellt waren. Egal, ob als Gast in der Sesamstraße, als „Fest & Flauschig“- Podcaster oder als kongenialer Kollege von Jan Böhmermann erst kürzlich die Verzichtbarkeit des Kölner Doms zur Diskussion stellend – mit oder ohne Hund Marie ist Olli Schulz in erster Linie seinen Songs verbunden.

Die veröffentlichte er zuletzt als „Scheiß Leben, Gut Erzählt“ im Albumformat, der Nachfolger ließ sechs Jahren auf sich warten. Nach zwischenzeitlicher Identitätskrise kam erst mit der Möglichkeit, wieder live zu spielen, die Motivation zurück, die nun erscheinenden 11 Nummern aus dem Corona-Schlaf zu rütteln.

„Vom Rand Der Zeit“ berichtet der Mann, der auf einem Hausboot in Hamburg lebt. Von dort füllt er seine achte Album-Ausgabe mit einem Inhalt aus Nostalgie, Sentimentalität und Melancholie, die zusammen mit Hoffnung und Zuversicht eine emotionale Kombination ergeben, mit der Olli Schulz in jeder Zeile seiner Texte authentisch bleibt.

Griffige Melodien zwischen Singer/Songwriter-Attitüde und Pop-Appeal, tragen seine Themen in die Welt hinaus, berichten von Nachbarschafts-Ermittlungen in „Falsch Erzählt“, von Selbstverwirklichung via „Jennys Hundefarm“ und von einer berührenden Vater/Sohn-Beziehung im Titeltrack.

Mit „Hoch Geflogen“, einer kritischen Abhandlung über die Kurzlebigkeit schnellen Ruhms, feuert das Arrangement eine Breitseite ab, im flotten „Ist Nicht Mehr Richtig Hier“ glänzen flächige Synthies, die in einer Sprache sprechen, mit der einst Blumfeld auf „Old Nobody“ zu neuen Ausdrucksformen fanden, präsentiert sich „Vom Rand Der Zeit“ über die Lauflänge musikalisch variabel.

Von „Koks & Nutten“, wie noch auf seinem 2012er Album “SOS”, singt der 50-jährige Jungvater dato nicht; sondern vertont das Ereignis mit der Vorab-Single „Silvester“.

Auch das Herumalbern in den Titeln – gern erinnert man sich an das Stand-up-Stück „Der Rumäne“ auf seinen Konzerten, lässt Schulz – dem Ernst der Gesamt-Gemengelage entsprechend – aus.

„Ich bin nicht optimiert, ich bin nicht durchtrainiert und mein Mindset ist labil“ singt Olli Schulz in „Hamse Nich“. Genau deshalb ist seine neue Platte eine Alternative zu inhaltslosem Allerweltsgedudel.

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