Nicht viel Arbeit in den letzten Monaten für Plattendreher, keine Gelegenheit für die pandemie-gebeutelte Branche am Ende des Sets einen Evergreen aus dem Hause Westfalia Bambaataa aufzulegen.
Weil sein Fundus gern für das Halali einer langen Tanznacht genutzt wird, hat Westbam seine neue Platte unbescheiden „Famous Last Songs Vol. 1“ getauft, kein Hinweis auf den eigenen Abgang von der Rave-Bühne, im Gegenteil, die Album-Warm-ups „Sky Is The Limit“ und „White Boy“ kündeten schon lange davon, dass hier jemand noch viel vor hat.
Ob als DJ, Produzent oder Veranstalter, bei Mayday oder Love Parade: als einer der Federführer der Bewegung wusste Maximilian Lenz alias Westbam früh die Akzeptanz für eine ganz andere Art elektronischer Musik zu multiplizieren.
Zwar hieß eine seiner Parolen „No More Fucking Rock’N’Roll“, ließen dessen „Satisfaction“-Samples aber auch Altrocker heimlich mit dem Fuß wippen, gefiel sein 1990er Philipp Boa & The Voodoo Club – Remix von „This Is Michael“ selbst dem hartgesottenen Indie-Freund.
Seine Popularität wuchs adäquat der Größe der Techno-Events, mit „Famous Last Songs Vol. 1“ erscheint das neue Album mit einigen Monaten Verzug, dafür punktgenau zum Zeitpunkt, an dem die Clubs wieder öffnen dürfen und viele Fans schweißgebadet seine alten und neuen Hymnen feiern können, bis die Wolken wieder lila sind.
Denn nichts Geringeres darf von Westbam erwartet werden und nichts anders liefert er: Er zelebriert die frischen Tracks von fokussiert bis flächig, von verdichtet bis schwelgerisch, packt Streicher, Piano-Splitter und in „C`est La Vie“ die Atmosphäre französischer Boulevards zwischen Beats und Basslines.
So dürfte vom Gelegenheits-Schwoofer bis zum Club-o-holic reichlich Publikum abgeholt werden, umso mehr, da von Inga Humpe bis Beccy Boo eine ganze Garde exklusiver Gäste mit dabei ist, die – siehe Ben Beckers unheimliche Liebes-Moritat „Du Schneidest Mir Mein Herz Auf“ – mit ihrer Personality den Nummern zusätzliche Spannung verpassen.
„Goldelse Is Burning“ heißt ein Titel. Auch in Westbam brennt die Inspiration weiter und der Protagonist allein weiß, wieviele „Famous-Last-Songs“-Ausgaben noch folgen werden.