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Eliza Shaddad – The Woman You Want

Einen Produzenten zu heiraten ist für eine Musikerin immer praktisch. In Jahren einer weltweiten Pandemie mit strikten Kontaktbeschränkungen jedoch in besonderem Maße. Was für ein Glück also, dass Eliza Shaddad und B J Jackson sich noch gerade rechtzeitig die Ringe an die Finger gesteckt hatten und ihre Flitterwochen mit „The Woman You Want“ verbringen konnten.

Dass man bei gezwungener Nähe – so schön die auch sein mag – nicht konstant auf Wolke sieben schwebt, haben die meisten im letzten Jahr am eigenen Leib erfahren. Es überrascht demnach nicht, dass auch solche Gedankengänge Einzug auf „The Woman You Want“ halten.

So singt Shaddad im Titelsong „I can’t be the woman you want right now / Yeah it takes all I have just to be a little kind / And I don’t think I will be like this for long / It just takes a little while”. Und so vereint Shaddad gleich zwei zentrale Thematiken in einem Song:

Denn hier geht es auch um die Erwartungen der Gesellschaft, die vor allem an Frauen noch immer gestellt werden. Man merkt schnell, „The Woman You Want“ überzeugt nicht nur durch musikalische Breite, sondern ebenso durch inhaltliche Tiefe.

Dabei klingt das zweite Album der schottisch-sudanesische Musikerin nicht ganz so vielfältig, wie man sich das beim Lebenslauf von Eliza Shaddad vorstellen könnte. Als Tochter einer sudanesischen Diplomatin und eines schottischen Atrophysikers ist sie in sieben Ländern aufgewachsen, spricht mehrere Sprachen und studierte Jazz und Philosophie.

Zwischen dem Indie-Pop, der mal melancholisch schleichend, mal optimistisch hell klingt, muss man schon ganz genau hinhören, um die kulturellen Kleinode zu entdecken, die an Shaddads Wurzeln erinnern.

Bestes Beispiel ist „Blossom“. Zwischen entspanntem Gitarren-Picking eines introspektiven Folk-Songs, der den perfekten Soundtrack zum Sonnenuntergang liefert, hat die arabische Laute Oud, genauso wie der traditionelle, weilbliche Freudenschrei maximal eine unauffällige Nebenrolle, die sich ganz selbstverständlich in das Indie-Pop-Korsett einfügt.

Genau das ist das große Kunststück, das Eliza Shaddad auf „The Woman You Want“ gelingt. Alle neun Songs brechen zeitweise zwar zu unerwarteten Ufern aus, was für eine stetige Spannung sorgt, aber in solch unauffälliger und organischer Manier, dass man nicht anders kann, als ihrem Weg zu folgen.

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